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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

” (106)
* “Das m?gt ihr,” sprach da Hagen, “mit allen Ehren schon:
Er ist von edelm Stamme, eines reichen K?nigs Sohn;
Auch hat er die Geb?rde, mich d?nkt, beim Herren Christ,
Es sei nicht kleine M?re, warum er hergeritten ist.” (107)
Da sprach des Landes K?nig: “Nun sei er uns willkommen,
Er ist k?hn und edel, das hab ich wohl vernommen:
Des soll er genie?en in Burgondenland.”
Da ging der K?nig Gunther hin wo er Siegfrieden fand. (108)
Der Wirt und seine G?ste empfingen so den Mann,
Dass wenig an dem Gru?e gebrach, den er gewann;
Des neigte sich vor ihnen der Degen ausersehn,
Weil ihm so recht freundlich die Gr??e waren geschehn. (109)
“Mich wundert,” sprach der K?nig Gunther allzuhand,
“Woher ihr, edler Siegfried, gekommen in dies Land,
Oder was ihr suchen wollet zu Wormes an dem Rhein?”
Da sprach der Gast zum K?nig: “Das soll euch unverholen sein. (110)
Ich habe sagen h?ren in meines Vaters Land,
An euerm Hofe w?ren (das h?tt ich gern erkannt)
Die allerk?hnsten Recken (so hab ich oft vernommen),
Die je gewann ein K?nig: Darum bin ich hieher gekommen. (111)
So h?r ich auch euch selber Mannheit zugestehn,
Man habe keinen K?nig noch so k?hn gesehn.
Das r?hmen viel die Leute ?ber allem diesem Land:
Nun kann ichs nicht verwinden, bis ich die Wahrheit befand. (112)
Ich bin auch ein Recke und soll die Krone tragen:
Ich m?cht es gerne f?gen, dass sie von ihr sagen,
Dass ich mit Recht bes??e die Leute wie das Land;
Mein Haupt und meine Ehre setz ich gern daf?r zum Pfand. (113)
Seid ihr nun so verwogen, wie euch die Sage zieht,
So frag ich nicht, ists Jemand lieb oder leid:
Ich will von euch erzwingen was euch angeh?rt,
Das Land und die Burgen unterwerf ich meinem Schwert.” (114)
Der K?nig war verwundert und all sein Volk umher,
Als sie vernommen hatten sein seltsam Begehr,
Dass er des Willens w?re, zu nehmen ihm sein Land:
Das h?rten seine Recken, die wurden zornig zuhand. (115)
“Wie h?tt ich das verdienet?”, sprach Gunther der Degen,
Wes mein Vater lange mit Ehre durfte pflegen,
Dass wir das sollten missen durch jemands ?berkraft?
Das w?re schlecht beweisen, dass wir auch pflegen Ritterschaft!” (116)
“Ich kann es nicht verwinden,” fiel ihm der K?hne drein,
“Es mag vor deiner Herrschaft dein Land befriedet sein:
Ich will es nun verwalten; doch auch das Erbe mein,
Erwirbst du es durch St?rke, es soll dir untert?nig sein. (117)
“Dein Erbe und das meine, gleich sollen beide liegen;
Und wer dann von uns beiden den andern mag besiegen,
Dem soll es alles dienen, die Leute wie das Land.”
Dem widersprach da Hagen und auch Gernot zuhand. (118)
“So stehn uns nicht die Sinne,” sprach da Gernot,
“Nach neuen Lands Gewinne, dass jemand sollte tot
Vor Heldesh?nden liegen: Reich ist unser Land,
Das uns mit Recht gehorsamt, zu niemand besser bewandt.” (119)
Da standen grimmen Mutes umher die Freunde sein;
Da war auch darunter von Metz Herr Ortewein:
Der sprach: “Diese S?hne ist mir von Herzen leid:
Euch ruft der starke Siegfried ohn allen Grund in den Streit. (120)
Steht ihr und eure Br?der ihm auch nicht zur Wehr,
Und ob er bei sich f?hrte ein ganzes K?nigsheer,
So wollt ichs doch erstreiten, dass der k?hne Held
Also hohen ?bermut mit gutem Recht bei Seite stellt.” (121)
Dar?ber z?rnte m?chtig der Held von Niederland:
“Nicht wider mich vermessen darf sich deine Hand:
Ich bin ein reicher K?nig, du bist in K?nigs Lehn;
Wohl d?rfen deiner Zw?lfe mit Streit mich nimmer bestehn.” (122)
Nach Schwertern rief da heftig von Metz Herr Ortewein:
Von Tronje Hagens Schwestersohn, der durft er wahrlich sein;
Dass der so lang geschwiegen, das war dem K?nig leid.
Da unterfing sichs Gernot, der Ritter k?hn und kampfbereit. (123)
Er sprach zu Ortweinen: “Lasst euer Z?rnen sein;
Es soll der Degen Siegfried sich nicht mit uns entzwein;
Wir m?gens wohl noch scheiden im Guten, rat ich sehr,
Und ihn zum Freunde haben; das geziemt uns wahrlich mehr.” (124)
Da sprach der starke Hagen: “In Wahrheit, mir ist leid,
Und deinen Degen allein, dass er je zum Streit
Her an den Rhein geritten: was lie? er das nicht sein?
Ihm w?ren nicht so ?bel begegnet hier die Herren mein.” (125)
Zur Antwort gab ihm Siegfried, der kr?ftige Held:
“Wenn euch, was ich gesprochen, Herr Hagen, missf?llt,
So will ich schauen lassen, wie noch die H?nde mein
So gewaltig wollen bei den Burgonden sein.” (126)
“Das hoff ich noch zu wenden;” sprach wieder Gernot.
Allen seinen Degen zu reden er verbot
In ihrem ?bermute, was ihm w?re leid.
Da gedacht auch Siegfried an die viel herrliche Maid. (127)
“Wie geziemt' uns mit euch zu streiten?”, sprach wieder Gernot.
“Wie viel dabei der Helden auch fielen in den Tod,
Uns br?cht es wenig Ehre und euch geringen Lohn.”
Zur Antwort gab ihm Siegfried, K?nig Siegmundes Sohn: (128)
“Warum z?gert Hagen und auch Ortewein?
Was eilt er nicht zum Streite mit den Freunden sein,
Deren er so manchen bei den Burgonden hat?”
Sie blieben Antwort schuldig, das war Gernotens Rat. (129)
“Ihr seid uns hier willkommen,” sprach das Uten-Kind,
“Und eure Heergesellen, die mit euch kommen sind:
Wir wollen gern euch dienen, ich und die Freunde mein.”
Da hie? man den G?sten schenken K?nig Gunthers Wein. (130)
Da sprach der Wirt des Landes: “Was uns geh?ret an,
Verlangt ihr es in Ehren, das sei euch untertan;
Wir wollen mit euch teilen unser Gut und Blut.”
Da ward dem Degen Siegfried ein wenig sanfter zu Mut. (131)
Da lie? man ihnen wahren all ihr R?stgewand;
Man suchte Herbergen, die besten, die man fand,
Siegfriedens Knechten: die fanden gut Gemach.
Man sah den Fremdling gerne in Burgondenland hernach. (132)
Man bot ihm gro?e Ehre darauf in manchen Tagen,
Mehr zu tausend Malen als ich euch k?nnte sagen;
Das hatte seine Tugend verdient, das glaubt f?rwahr.
Ihn sah wohl selten jemand, der ihm nicht gewogen war. (133)
Der Kurzweil sich flie?en die K?nge und ihr Bann:
Da war er stets der Beste, was man auch begann;
Es konnt ihm niemand folgen, so gro? war seine Kraft,
Ob sie den Stein warfen oder schossen den Schaft. (134)
So oft sie vor den Frauen in ihrer H?flichkeit
Der Kurzweile pflagen, die Degen allbereit,
Da sah man immer gerne den Held von Niederland;
Er hatt auf hohe Minne seine Sinne gewandt. (135)
* Die sch?nen Fraun am Hofe fragten nach der M?r,
Wer doch dieser fremde, stolze Ritter w?r?
“Er ist so sch?n von Leibe, so reich ist sein Gewand!”
Da sprachen ihrer Viele: “Das ist der Held von Niederland.” (136)
Was man je begonnte, er war dazu bereit;
Er trug in seinem Sinne eine minnigliche Maid,
Und auch nur ihn die Fraue, die er noch nie geschaut,
Und die ihm doch viel Gutes in der Stille zugetraut. (137)
So oft man auf dem Hofe das Waffenspiel begann,
Ritter so wie Knechte, immer sah es an
Kriemhilde durch die Fenster, die K?nigstochter hehr;
Keiner andern Kurzweil bedurfte sie f?rder mehr. (138)
Und w?st er dass ihn s?he, die er im Herzen trug,
So h?tt er Kurzweile immer auch genug,
Ersehn sie seine Augen, ich glaube sicherlich,
Wohl keine andre Freude auf Erden erw?nscht' er sich. (139)
Wenn er bei den Helden auf dem Hofe stand,
Wie man noch zur Kurzweil pflegt in allem Land,
Wohl stand er dann so minniglich, der Sieglinden-Sohn,
Dass manche Frau ihm zollte der Minne herzlichen Frohn. (140)
Er gedacht auch manche Stunde: “Wie soll das geschehn,
Dass ich das edle M?gdelein mit Augen m?ge sehn,
Die ich von Herzen minne, wie ich schon l?ngst getan?
Die ist mir noch gar fremde; mit Trauern denk ich daran.” (141)
So oft die reichen K?nige ritten in ihr Land,
So mussten auch die Recken mit ihnen all zur Hand:
Auch Siegfried ritt mit ihnen; das war den Frauen leid:
Er litt durch ihre Minne Beschwerde zu mancher Zeit. (142)
So wohnt' er bei den Herren, das ist alles wahr,
In K?nig Gunthers Lande v?lliglich ein Jahr,
Dass er die Minnigliche in all der Zeit nicht sah,
Durch die ihm bald vieles Liebes und auch viel Leides geschah. (143)

4. Abenteuer
Wie Siegfried mit den Sachsen stritt

Nun kommen fremde M?ren in K?nig Gunthers Land
Durch Boten, die von ferne ihnen wurden zugesandt
Von unbekannten Recken, die ihnen trugen Hass:
Als sie die Rede h?rten, gewiss betr?bte sie das. (144)
Die will ich euch nennen: Es war L?deger
Aus der Sachsen Lande, ein K?nig reich und hehr,
Dazu vom D?nenlande der K?nig L?degast;
Die sandten auf die Reise gar manchen herrlichen Gast. (145)
Ihre Boten kamen in K?nig Gunthers Land,
Die seine Widersacher hatten hingesandt;
Da frug man um M?re die Unbekannten gleich,
Und f?hrte bald die Boten zu Hofe vor den K?nig reich. (146)
Sch?n gr??te sie der K?nig und sprach: “Seid willkommen!
Wer euch hieher gesendet, hab ich noch nicht vernommen:
Das sollt ihr h?ren lassen,” sprach der K?nig gut.
Da bangten sie gewaltig vor des grimmen Gunthers Mut. (147)
“Wollt ihr erlauben, K?nig, dass wir uns des Berichts
Entledgen, den wir bringen, so hehlen wir euch nichts.
Wir nennen euch die Herren, die uns hieher gesandt:
L?degast und L?deger die suchen heim euer Land. (148)
“Ihren Zorn habt ihr verdienet: wir erfuhren das,
Dass euch die Herren beide tragen gro?en Hass.
Sie wollen heerfahren nach Wormes an den Rhein:
Ihnen helfen viel der Degen: des sollt ihr gewarnet sein. (149)
“Binnen zw?lf Wochen muss ihres Fahrt geschehn;
Habt ihr nun guter Freunde, so lasst es balde sehn,
Die euch befrieden helfen die Burgen und das Land:
Hier werden sie verhauen manchen Helm und Schildesrand. (150)
“Oder wollt ihr unterhandeln, so macht es offenbar,
So reitet euch so nahe nicht so manche Schar
Eurer starken Feinde zu bitterm Herzeleid,
Davon verderben m?ssen viel gute Ritter k?hn im Streit.” (151)
“Nun harret eine Weile (ich k?nd euch meinen Mut),
Dass ich mich recht bedenke,” sprach der K?nig gut.
“Hab ich noch Getreue, denen will ichs sagen,
Diese schwere Botschaft muss ich meinen Freunden klagen.” (152)
Gunther dem reichen war es leid genug;
Den Botenspruch er heimlich in seinem Herzen trug.
Er lie? berufen Hagen und andr' in seinem Lehn,
Und lie? auch gar geschwinde zu Hof nach Gernoten gehn. (153)
Da kamen ihm die Besten, so viel man deren fand.
Er sprach: “Die Feinde wollen heimsuchen unser Land
Mit starken Heerfahrten, das sei euch geklagt.”
Zur Antwort gab da Gernot, ein Ritter k?hn und unverzagt: (154)
“Dem wehren wir mit Schwertern,” sprach da Gernot,
“Da sterben nur die m?ssen: Die lasset liegen tot.
Ich werde nicht vergessen darum der Ehre mein:
Unsere Widersacher sollen uns willkommen sein.” (155)
Da sprach von Tronje Hagen: “Das d?nket mich nicht gut;
L?degast und L?deger sind voll ?bermut,
Wir k?nnen uns nicht sammeln in so kurzen Tagen;”
So sprach der k?hne Recke: “Man soll es Siegfrieden sagen.” (156)
Da gab man den Boten Herbergen in der Stadt;
Wie feind man ihnen w?re, sie gut zu pflegen bat
Gunther der reiche (das war wohlgetan),
Bis er erprobt an Freunden, wer folgen wolle seinem Bann. (157)
Der K?nig trug im Herzen Sorge viel und Leid.
Da sah ihn also trauern ein Degen allbereit,
Der nicht wissen mochte was ihm war geschehn;
Da bat er K?nig Gunthern, ihm die M?re zu gestehn. (158)
Da sprach Degen Siegfried: “Wunder nimmt mich dies,
Wie euch die frohe Weise so v?llig verlie?,
Deren ihr so lange mit uns mochtet pflegen.”
Zur Antwort gab ihm Gunther, der viel zierliche Degen: (159)
“Wohl mag ich allen Leuten nicht von dem Leide sagen,
Das ich muss verborgen in meinem Herzen tragen:
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