ТВОРЧЕСТВО

ПОЗНАНИЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

“So lasst die Rosse stehn.
Von hinnen wollt ich reiten, das lass ich mir vergehn;
Tragt auch hinweg die Schilde: wohl wollt ich in mein Land;
Davon hat mich Herr Geiselher wohl mit Ehren gewandt.” (327)
So blieb durch Freundes Liebe noch der k?hne Held;
Auch w?r ihm wohl nimmer irgend in der Welt
So wohl als hier geworden: daher es nun geschah,
Dass er alle Tage die sch?ne Kriemhilde sah. (328)
Ihrer hohen Sch?nheit willen der Degen da verblieb.
Mit mancher Kurzweile man nun die Zeit vertrieb;
Nur zwang ihn ihre Minne, die schuf ihm oftmals Not,
Darum hernach der K?hne lag zu gro?em Jammer tot. (329)

6. Abenteuer
Wie Gunther um Brunhilde warb

Wieder neue M?re erhob sich ?ber Rhein:
Man sagte sich da w?re manches M?gdelein.
Sich eins davon zu werben sann K?nig Gunthers Mut
Das d?uchte seine Recken und die Herren alle gut. (330)
Es war eine K?nigstochter gesessen ?berm Meer,
Ihr zu vergleichen war keine andre mehr.
Sch?n war sie aus der Ma?en, gar gro? war ihre Kraft;
Sie schoss mit schnellen Degen um ihre Minne den Schaft. (331)
Den Stein warf sie ferne, nach dem sie weithin sprang;
Wer ihrer Minne gehrte, der musste sonder Wank
Drei Spiel ihr abgewinnen, der Frauen wohlgeboren;
Gebrach es ihm an einem, so war das Haupt ihm verloren (332)
Das hatte die Jungfrau gar manches Mal getan.
Das erfuhr am Rheine ein Ritter wohlgetan,
Der seine Sinne wandte auf das sch?ne Weib.
Drum mussten bald viele Degen verlieren Leben und Leib. (333)
* Als einst mit seinen Leuten sa? der K?nig hehr,
Ward es von allen Seiten beraten hin und her,
Welche ihr Herre sollte zum Weibe sich ersehn,
Die er zur Frauen wollte, und dem Lande m?chte wohl anstehn. (334)
Da sprach der Vogt vom Rheine: “Ich will an die See
Hin zu Brunhilden, wie es mir ergeh.
Ich will um ihre Minne verwagen meinen Leib,
Und den will ich verlieren, gewinn ich sie nicht zum Weib.” (335)
“Das will ich widerraten,” hub Siegfried an und sprach,
“Es lebt so grimmer Sitte die K?nigstochter nach,
Wer wirbt um ihre Minne, dem kommt es hoch zu stehn:
Drum m?gt ihrs wohl entraten auf diese Reise zu gehn.” (336)
* Da sprach der K?nig Gunther: “Nie wurde noch ein Weib
So stark und k?hn geboren, dass ich nicht ihren Leib
Im Streit bezwingen wollte allein mit meiner Hand.”
“Schweiget,” sprach da Siegfried, “euch ist die Frau nicht bekannt: (337)
* Und w?ren Eurer Viere, die k?nnten nicht gedeihn
Vor ihren starken Kr?ften: drum lasst den Willen sein,
Das rat ich euch in Treuen: Entgeht ihr gern dem Tod,
So macht um ihre Minne euch nicht vergebliche Not.” (338)
* “Sei sie so stark sie wolle, die Reise muss ergehn
Hin zu Brunhilden, mag mir was will geschehn;
Ihrer hohen Sch?nheit willen muss es gewaget sein;
Vielleicht dass Gott verg?nnet, dass sie mir folgt an den Rhein.” (339)
“So h?ret was ich rate,” begann da Hagen,
“Ihr bittet Siegfrieden mit euch zu wagen
Die f?hrliche Reise; das ist der beste Rat,
Weil er von Brunhilden so gute Kunde doch hat.” (340)
Er sprach: “Viel edler Siegfried, willst du mein Helfer sein
Zu werben um die Sch?ne? Tu nach der Bitte mein;
Und gewinn ich mir zur Trauten das minnigliche Weib,
So verwag ich deinetwillen Ehre, Leben und Leib.” (341)
Da versetzte Siegfried, Siegmundens Sohn:
“Ich will es tun, versprichst du die Schwester mir zum Lohn,
Die sch?ne Kriemhilde, eine K?nigin hehr;
So begehr ich keines Lohnes nach meinen Arbeiten mehr.” (342)
“Das gelob ich,” sprach da Gunther, “Siegfried, an deine Hand.
Und kommt die sch?ne Brunhild hieher in dieses Land,
So will ich dir zum Weibe meine Schwester geben:
So magst du mit der Sch?nen immer in Freuden leben.” (343)
Des schwuren sie sich Eide, die Ritter k?hn und hehr,
Ihnen schuf es in der Ferne der Sorgen desto mehr,
Ehe sie die Fraue brachten an den Rhein;
Drob mussten die K?hnen bald in gro?en N?ten sein (344)
* Von wilden Gezwergen h?rt ich M?re sagen,
Dass sie in hohlen Bergen wohnen und Schirme tragen,
Die hei?en Tarnkappen, von wunderbarer Art:
Wer sie am Leibe trage, der sei gar wohl darin bewahrt (345)
* Vor Schl?gen und vor Stichen; ihn m?g auch niemand sehn
So lang er drin verweile; h?ren doch und sp?hn
Mag er nach seinem Willen, dass niemand sein gewahrt;
Ihm wachsen auch die Kr?fte, wie uns die M?re offenbart. (346)
Der Herre Siegfried f?hrte die Tarnkappe mit,
Die der k?hne Degen mit Sorgen einst erstritt
Von dem starken Zwerge mit Namen Alberich;
Da schickten sich zur Reise Recken k?hn und ritterlich. (347)
Wenn der starke Siegfried die Tarnkappe trug,
So gewann er drinnen der Kr?fte genug,
Zw?lf M?nner St?rke zu der im eignen Leib;
Er erwarb mit gro?en Listen dieses herrliche Weib. (348)
Auch war so beschaffen die Nebelkappe gut,
Ein Jeder mochte drinnen tun nach seinem Mut
Was er immer wollte, dass ihn noch niemand sah.
Damit gewann er Brunhild, durch die ihm bald viel Leid geschah. (349)
“Nun sag mir, Degen Siegfried, eh meine Fahrt gescheh,
Wie wir mit vollen Ehren kommen an die See?
Sollen wir Recken f?hren in Brunhildens Land?
Drei?igtausend Degen, die werden eilends besandt.” (350)
* “Wie viel wir Volkes f?hrten,” Siegfried widersprach,
“Es lebt so grimmer Sitte die K?nigin nach,
Das m?sste doch ersterben vor ihrem ?bermut.
Ich will euch besser raten, Degen ihr k?hn und gut. (351)
* “In Reckenweise fahren wir zu Tal den Rhein.
Die will ich dir nennen, die das sollen sein:
Wir fahren selbvierte nieder an die See,
Die Frau zu erwerben, was uns hernach auch gescheh. (352)
“Der Gesellen bin ich einer, du sollst der andre sein,
Und Hagen sei der dritte; wir m?gen wohl gedeihn:
Der vierte das sei Dankwart, dieser k?hne Mann:
Es d?rfen andrer tausend zum Streite nimmer uns nahn.” (353)
“Die M?re w?sst ich gerne,” der K?nig sprach da so,
“Eh wir von hinnen f?hren (des w?r ich herzlich froh),
Was wir f?r Kleider sollten vor Brunhilden tragen,
Die uns geziemen m?chten: Siegfried, das sollst du mir sagen.” (354)
“Die allerbesten Kleider, die man irgend fand,
Tr?gt man zu allen Zeiten in Brunhildens Land:
Drum lasst uns reiche Kleider vor der Frauen tragen,
Dass wir nicht Schande haben, h?rt man k?nftig von uns sagen.” (355)
* Da sprach der gute Degen: “So geh ich selber dann
Zu meiner lieben Mutter, ob ichs erbitten kann,
Dass uns Gewand bereite der sch?nen M?gdlein Hand,
So wir mit Ehren tragen in der hehren Jungfrau Land.” (356)
* Da sprach von Tronje Hagen mit herrlichen Sitten:
“Was wollt ihr eure Mutter um solche Dienste bitten?
Lasst eure Schwester h?ren was euer Sinn begehrt,
So werden ihre Dienste zu dieser Hoffahrt euch gew?hrt.” (357)
Da entbot er seiner Schwester, er wolle sie sehn,
Und auch der Degen Siegfried. Bevor das war geschehn,
Da hatte sich die Sch?ne geschm?ckt mit reichem Kleid:
Dass die Herren kamen schuf ihr wenig Herzeleid. (358)
Da war auch ihr Gesinde geschm?ckt nach seinem Stand.
Die F?rsten kamen beide; kaum war es ihr bekannt,
Da erhob sie sich vom Sitze: wie z?chtig sie da ging,
Als sie den edeln Fremdling und ihren Bruder empfing. (359)
“Sei willkommen, Bruder und der Geselle dein.
Nun m?cht ich gerne h?ren,” sprach das M?gdelein,
“Was euch Herrn geliebet, dass ihr zu Hofe kommt:
Nun lasst mich bald erfahren, was euch edeln Recken frommt.” (360)
Da sprach der K?nig Gunther: “Frau, ich wills euch sagen.
Wir m?ssen gro?e Sorge bei hohem Mute tragen:
Wir wollen werben reiten fern in fremdes Land,
Und m?chten zu der Reise haben zierlich Gewand.” (361)
“Nun sitzet, lieber Bruder,” sprach das K?nigskind,
“Und lasst mich erst erfahren, wer die Frauen sind,
Die ihr gedenkt zu minnen in fremder K?nge Land?”
Die Auserw?hlten beide nahm die Fraue bei der Hand; (362)
Da ging sie mit den beiden hin, wo sie eben sa?,
Zu einem reichen Polster, wohl vernahm ich das,
Gewirkt mit guten Bildern, in Golde wohl erhaben:
Sie mochten bei den Frauen gute Kurzweile haben. (363)
Freundliche Blicke und g?tliches Sehn,
Das mochte von den beiden viel hin und her geschehn.
Er trug sie in dem Herzen, sie war ihm wie sein Leib;
Bald ward die sch?ne Kriemhild des k?hnen Siegfriedes Weib. (364)
* Da sprach der reiche K?nig: “Viel liebe Schwester mein,
Ohne eine Hilfe kann es nimmer sein:
Wir wollen abenteuern in Brunhildens Land,
Da m?ssen wir vor Frauen tragen herrlich Gewand.” (365)
* Da sprach die Jungfraue: “Viel lieber Bruder mein,
Kann euch an meiner Hilfe dabei gelegen sein,
So sollt ihr inne werden, dass ich dazu bereit,
Und tus mit gutem Willen,” sprach die wonnigliche Maid. (366)
* Ihr sollt mich, edler Ritter, nicht in Sorgen bitten,
Ihr sollt mir gebieten mit herrlichen Sitten;
Was euch von mir gefalle, ich bin dazu bereit,
Und tus mit gutem Willen,” sprach die wonnigliche Maid. (367)
* “Wir wollen, liebe Schwester, tragen gut Gewand:
Das soll uns schaffen helfen eure edle Hand.
Lasst eure M?gdlein sorgen, dass es uns herrlich steht,
Da man uns diese Reise doch vergebens widerr?t.” (368)
Da sprach die Jungfraue: “Nun merkt die Rede mein:
Wir haben selber Seide: nun schafft, dass man Gestein
Uns auf den Schilden bringe, so wirken wir das Kleid.”
Dazu war K?nig Gunther und Siegfried gerne bereit. (369)
“Wer sind die Gesellen,” sprach die K?nigin,
“Die mit euch gekleidet zu Hofe sollen ziehn?”
Er sprach: “Unser Viere. Zwei aus meinem Lehn,
Dankwart und Hagen, sollen mit mir zu Hofe gehn. (370)
“Nun sollt ihr wohl behalten, was ich euch, Fraue, sage:
Schafft, dass ich selbvierter zu vier Tagen trage
Je der Kleider dreierlei, und also gut Gewand,
Dass wir ohne Schande r?umen Brunhildens Land.” (371)
Mit gutem Urlaub gingen die beiden Herren hin.
Da berief die Jungfraun die sch?ne K?nigin
Aus ihrer Kemenate drei?ig M?gdelein,
Die gar sinnreich mochten zu solchen ?bungen sein. (372)
In arabische Seide, so wei? als der Schnee,
Und gute Zazamanker, so gr?n als der Klee,
Legten sie Gesteine: das gab ein gut Gewand;
Die hehre Kriemhilde schnitts mit eigener Hand. (373)
Von fremder Fische H?uten Bez?ge wohlgetan;
Die zu schauen fremde waren jedermann,
Bedeckten sie mit Seide, die sie sollten tragen;
Nun h?ret gro?e Wunder von dem lichten Staate sagen: (374)
Aus dem Land Marokko und auch von Libya
Der allerbesten Seide, die man jemals sah
Bei k?niglichem Stamme, besa?en sie genug:
Wohl lie? Kriemhilde schauen, dass sie Sorge f?r sie trug. (375)
Weil sie zu ihrer Reise so hohe Tracht begehrt,
Des Hermelines Felle, die d?uchten sie viel wert,
Darob von Kohlenschw?rze mancher Flecken lag:
Das tr?gen schnelle Helden noch gern bei einem Hofgelag. (376)
Aus arabischem Golde gl?nzte mancher Stein;
Der Frauen Unmu?e war nicht zu klein.
Sie schufen die Gewande in sieben Wochen Zeit;
Da war auch Gewaffen den guten Recken bereit. (377)
Da sie bereit waren, da war auch auf dem Rhein
Glei?iglich gezimmert ein starkes Schifflein,
Das sie tragen sollte hinunter an die See:
Den edeln Jungfrauen war von vieler Arbeit weh. (378)
* Da sagte man den Recken, es sei f?r sie zur Hand,
Womit sie reisen sollten, das zierliche Gewand.
Alles was sie w?nschten, das war nun geschehn;
Da wollten sie nicht l?nger mehr an dem Rheine bestehn. (379)
Zu den Heergesellen ein Bote war gesandt,
Ob sie schauen wollten ihr neues Gewand,
Ob es den Helden w?re zu kurz oder zu lang;
Es war von rechtem Ma?e; des sagten sie den Frauen Dank. (380)
* Vor wen sie immer kamen, die mussten all gestehn,
Sie h?
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