ТВОРЧЕСТВО

ПОЗНАНИЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 


In Nibelungens Veste (wohin man sie gesandt)
In der Mark zu Norweg fanden sie den Degen:
Ross und Leute waren m?de von den langen Wegen. (760)
Siegfried und Kriemhilden ward beiden hinterbracht,
Dass Ritter kommen w?ren, sie tr?gen solche Tracht
Wie man in Burgonden trug der Sitte nach.
Sie sprang von einem Bette, darauf die Ruhende lag. (761)
Zu einem Fenster lie? sie eins ihrer M?gdlein gehn;
Die sah den k?hnen Gere auf dem Hofe stehn,
Ihn und die Gesellen, die man dahin gesandt
Ihr Herzeleid zu stillen, wie liebe Kunde sie fand! (762)
Sie sprach zu dem K?nige: “Seht ihr sie da stehn,
Die mit dem starken Gere dort auf dem Hofe gehn,
Die uns mein Bruder Gunther nieder schickt den Rhein?”
Da sprach der starke Siegfried: “Die sollen uns willkommen sein.” (763)
All ihr Ingesinde lief hin, wo man sie sah.
Jeder an seinem Teile g?tlich sprach er da
Das Beste was er konnte zu den Boten hehr.
Ihres Kommens freute der K?nig Siegmund sich sehr. (764)
Da schuf man Herbergen Geren und seinem Bann
Und lie? der Rosse warten. Die Boten gingen dann
Dahin, wo Herr Siegfried bei Kriemhilden sa?:
Ihnen war der Hof erlaubet; darum so taten sie das. (765)
Der Wirt mit seinem Weibe erhob sich gleich zur Hand.
Wohl ward empfangen Gere aus Burgondenland
Mit seinen Heergesellen in K?nig Gunthers Bann.
Gere dem reichen bot man da den Sessel an. (766)
“Lasst uns die Botschaft sagen, eh wir sitzen gehn:
Uns wegem?de G?ste, lasst uns die Weile stehn.
Wir sagen euch die M?re, die euch zu wissen tut
Gunther mit Brunhilden: Es ergeht beiden gut; (767)
“Und was euch Frau Ute, eure Mutter, her entbot;
Geiselher der junge und auch Herr Gernot
Und eure n?chsten Freunde haben uns hergesandt,
Und entbieten euch viel Dienste aus der Burgonden Land.” (768)
“Lohn ihnen Gott,” sprach Siegfried, “ich versah zu ihnen wohl
Mich aller Lieb und Treue, wie man zu Freunden soll;
So tut auch ihre Schwester: Ihr sollt uns ferner sagen,
Ob unsre Freunde hohen Mut daheim noch tragen? (769)
“Hat ihnen seit wir schieden jemand ein Leid getan,
Meiner Frauen Br?dern? Das sagt mir an:
Ich wollt es ihnen immer mit Treue helfen tragen
Bis ihre Widersacher meine Dienste m?ssten beklagen.” (770)
Zur Antwort gab der Markgraf Gere ein Ritter gut:
“Sie sind in allen Tugenden so recht voll hohem Mut.
Sie laden euch zum Rheine zu einer Lustbarkeit;
Sie s?hen euch gar gerne, dass ihr des au?er Zweifel seid. (771)
“Bittet meine Fraue, sie m?ge mit euch kommen:
Wenn der Winter wieder ein Ende hat genommen,
Vor dieser Sonnenwende, da m?chten sie euch sehn.”
Da sprach der starke Siegfried: “Das kann nicht f?glich geschehn.” (772)
Da sprach wieder Gere von Burgondenland:
“Eure Mutter Ute hat euch sehr gemahnt,
Und Geiselher und Gernot, ihr sollt es nicht versagen;
Dass ihr so ferne wohnet, das h?r ich t?glich beklagen. (773)
“Brunhild meine Herrin und ihre M?gdelein
Freuen sich der M?re, und k?nnt es jemals sein,
Dass sie euch wieder s?hen, ihnen schuf es hohen Mut.”
Da d?uchten diese M?ren die sch?ne Kriemhilde gut. (774)
Gere war ihr Vetter: Der Wirt ihn sitzen hie?,
Den G?sten hie? er schenken; nicht l?nger man das lie?.
Da war auch Siegmund kommen: Als der die Boten sah,
Freundlich sprach der K?nig zu den Burgonden da: (775)
“Willkommen seid ihr Recken in K?nig Gunthers Bann.
Da sich Kriemhilden zum Weibe gewann
Mein Sohn Siegfried, man sollt euch ?fter sehn
Hier in diesem Lande: Das hie? uns Freundschaft zugestehn.” (776)
Sie sprachen: Wenn er wolle, sie w?rden gerne kommen.
Ihnen ward mit Freuden die M?digkeit benommen.
Man lie? die Boten sitzen; Speise man ihnen trug:
Deren schuf da Siegfried seinen G?sten genug. (777)
Sie mussten da verweilen volle neun Tage.
Darum erhoben endlich die schnellen Ritter Klage,
Dass sie nicht wieder reiten durften in ihr Land.
Da hatte K?nig Siegfried zu seinen Freunden gesandt. (778)
Er fragte, was sie rieten? Er solle nach dem Rhein:
“Es hat mich entboten Gunther der Schwager mein,
Er und seine Br?der, zu einer Lustbarkeit:
Ich m?cht ihm gerne kommen, nur liegt sein Land mir so weit. (779)
“Sie bitten Kriemhilden mit mir zu ziehn:
Nun ratet, lieben Freunde, wie kommen wir dahin?
Und sollt ich heerfahrten durch drei?ig Herren Land,
Gern dienstbereit erwiese sich ihnen Siegfriedens Hand.” (780)
Da sprachen seine Recken: “Steht euch zur Fahrt der Mut
Nach dem Hofgelage, wir raten was ihr tut:
Ihr sollt mit tausend Recken reiten an den Rhein;
So m?gt ihr wohl mit Ehren dort bei den Burgonden sein.” (781)
Da sprach von Niederlanden der K?nig Siegmund:
“Wollt ihr zum Hofgelage, was tut ihr mirs nicht kund?
Wenn ihr es nicht verschm?het, so reit ich mich euch dar;
Zweihundert Degen f?hr ich: Damit mehr ich eure Schar.” (782)
“Wollt ihr mit uns reiten, lieber Vater mein,”
Sprach der k?hne Siegfried: “Des will ich fr?hlich sein.
Binnen zw?lf Tagen r?um ich dieses Land.”
Allen die's begehrten gab man da Ross und Gewand. (783)
Als dem edeln K?nig zur Reise stand der Mut,
Da lie? man wieder reiten die schnellen Degen gut.
Seiner Frauen Br?dern entbot er an den Rhein;
Er wolle herzlich gerne bei ihrem Hofgelage sein. (784)
Siegfried und Kriemhild gaben, so h?rten wir sagen,
So viel diesen Boten, dass es nicht mochten tragen
Die Pferde nach der Heimat: Er war ein reicher Mann.
Ihre starken S?umer trieb man zur Reise fr?hlich an. (785)
Da schuf dem Volke Kleider Siegfried und Siegemund
Eckewart der Markgraf lie? da gleich zur Stund
Frauenkleider suchen, die besten die man fand,
Und irgend mocht erwerben in Siegfriedens ganzem Land. (786)
Die S?ttel und die Schilde man da bereiten lie?.
Den Rittern und den Frauen, die er sich folgen hie?,
Gab man was sie wollten: Zu w?nschen blieb nichts mehr.
Er brachte seinen Freunden manchem stolzen Gast daher. (787)
Nun wandten sich die Boten zur?ck und eilten sehr.
Da kam von Norwegen Gere, der Degen hehr
Und wurde wohl empfangen: Sie schwangen sich zu Tal
Von Rossen und von M?hren dort vor K?nig Gunthers Saal. (788)
Die Jungen und die Alten kamen, wie man tut,
Und fragten nach der M?re. Da sprach der Ritter gut:
“Wenn ichs dem K?nig sage, wird es auch euch bekannt.”
Er ging mit den Gesellen dahin, wo er Gunthern fand. (789)
Der K?nig vor Freude von dem Sessel sprang:
Dass sie so blad gekommen, sagt' ihnen Dank
Brunhild die Sch?ne. Zu den Boten sprach er da:
“Wie gehabt sich Siegried, von dem mir Liebe viel geschah?” (790)
Da sprach der k?hne Gere: “Er ward der Freude rot,
Er und eure Schwester. So holde M?r entbot
Seinen Freunden wahrlich nie zuvor ein Mann
Als euch K?nig Siegfried und sein Vater hat getan.” (791)
Da sprach zum Markgrafen des reichen K?nigs Weib:
“Nun sagt mir, kommt euch Kriemhild? Hat noch ihr sch?ner Leib
Die hohe Zier behalten, deren sie mochte pflegen?”
Sie wird euch sicher kommen,” sprach da Gere der Degen. (792)
Ute lie? den Boten gar balde vor sich gehn.
Da war es ohn ihr Fragen wohl an ihr zu verstehn
Was sie zu wissen w?nsche: “War Kriemhild noch wohlauf?”
Das sagt' er, und sie komme nach kurzer Stunden Verlauf. (793)
Auch wurde nicht verhohlen am Hof der Botenfold,
Den ihnen Siegfried schenkte, die Kleider und das Gold:
Die lie? man alle schauen in der drei F?rsten Bann.
Um seine gro?e Milde pries man h?chlich den Mann. (794)
“Er mag wohl,” sprach da Hagen, “mit vollen H?nden geben;
Er k?nnt es nicht verschwenden und sollt er ewig leben.
Den Hort der Nibelungen beschlie?t des K?nigs Hand;
Hei! Dass er jemals k?me in der Burgonden Land!” (795)
Das ganze Hofgesinde freute sich dazu,
Dass sie kommen sollten: Da waren sp?t und fr?h
Die Herren sehr beflie?en in der drei K?nge Bann:
Gar viel der hohen Sitze man zu errichten begann. (796)
Haunolt der k?hne und Sindold der Degen
Hatten wenig Mu?e: Sie mussten st?ndlich pflegen
Des Schenk– und Truchsess-Amtes, und richten manche Bank;
Auch Ortwein war behilflich: Des sagt' ihnen Gunther Dank. (797)
Rumolt der K?chenmeister, wie herrscht' er in der Zeit
Ob seinen Untertanen! Gar manchen Kessel weit,
H?fen und Pfannen, hei, was man deren fand!
Denen ward da Kost bereitet, die da kamen in das Land. (798)
* Der Frauen Arbeiten waren auch nicht klein:
Sie zierten ihre Kleider, worauf manch edler Stein.
Des Strahlen ferne gl?nzten, gewirkt war in das Gold;
Wenn sie die anlegten, ward ihnen m?nniglich hold. (799)

13. Abenteuer
Wie sie zum Hofgelage fuhren

All ihr Bem?hen lassen wir nun sein
Und sagen wie Frau Kriemhild und ihre M?gdelein
Hin zum Rheine fuhren von Nibelungenland.
Nie trugen Rosse wieder so manches reiche Gewand. (800)
Viel Saumschreine wurden versendet auf den Wegen;
Da ritt mit seinen Freunden Siegfried der Degen
Und die K?nigstochter in hoher Freuden Wahn:
Da war es ihnen allen zu gro?em Leide getan. (801)
Sie lie?en in der Heimat Siegfrieds Kindelein,
Den Sohn der Kriemhilde; das musste wohl so sein.
Aus ihrer Hofreise erwuchs ihm viel Beschwer:
Seinen Vater, seine Mutter er sah das Kindlein nimmermehr. (802)
Auch ritt mit ihnen dannen Siegmund der K?nig hehr;
H?tt er ahnen k?nnen, wie es ihm nachher
Beim Hofgelag erginge, er h?tt es nicht gesehn:
Ihm konnt an lieben Freunden gr??er Leid nicht geschehn. (803)
Vorausgesandte Boten verhie?en sie bei Zeit:
Entgegen ritten ihnen in herrlichem Geleit
Von Utens Freunden viele und K?nig Gunthers Bann:
Der Wirt f?r seine G?ste sich zu beflei?en begann. (804)
Er ging zu Brunhilden, wo er sie sitzen fand:
“Wie empfing euch meine Schwester, da ihr kamet in dies Land?
So will ich, dass ihr Siegfrieds Gemahl empfangen sollt!”
“Das tu ich,” sprach sie, “gerne: ich bin ihr billiglich hold.” (805)
Da sprach der reiche K?nig: Sie kommen morgen fr?h:
Wollt ihr sie empfangen, so greifet balde zu,
Dass sie uns in der Veste nicht ?berraschen hie:
Mir kamen liebre G?ste wohl noch niemals als sie.” (806)
Ihre M?gdelein und Frauen lie? sie da zur Hand
Gute Kleider suchen, die besten, die man fand,
Die sollt ihr Ingesinde vor den G?sten tragen:
Das taten sie doch gerne, das mag man f?r Wahrheit sagen. (807)
Da eilten auch zu dienen die in Gunthers Lehn;
Alle seine Recken hie? er mit sich gehn.
Da ritt die K?nigsfraue herrlich hindann;
Da ward den lieben G?sten ein sch?nes Gr??es getan. (808)
In wie hohen Freuden da empfing man sie!
Sie d?uchte, dass Kriemhilde Frau Brunhilden nie
So wohl empfangen habe in Burgondenland.
Allen die es sahen ward hohe Wonne bekannt. (809)
Nun war auch Siegfried kommen mit seiner Leute Heer.
Da sah man die Helden sich wenden hin und her
Im Feld allenthalben mit ungez?hlten Scharen.
Da konnte sich vor Dr?ngen und St?uben niemand bewahren. (810)
Als der Wirt des Landes Siegfrieden sah
Und Siegmund den K?nig, wie freundlich sprach er da:
“Nun seid mir hochwillkommen und all den Freunden mein;
Wir wollen hohes Mutes ob eurer Hofreise sein.” (811)
“Nun lohn euch Gott,” sprach Siegmund, der ehrbegierge Mann,
“Seit sich euch zum Freunde Siegfried gewann,
War es all mein Sinnen, wie ich euch m?chte sehn.”
Da sprach der K?nig Gunther: “Nun freut mich, dass es geschehn.” (812)
Siegfried ward empfangen wie man das wohl gesollt,
Mit viel gro?en Ehren; ein jeder war ihm hold.
Des half mit Rittersitten Gernot und Geiselher;
Man bot es leiben G?sten so g?tlich wohl nimmermehr. (813)
Nun konnten in der N?he sich die K?niginnen schaun.
Da sah man S?ttel ledig: da wurden sch?ne Fraun
Von der Helden H?
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123