ТВОРЧЕСТВО

ПОЗНАНИЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(976)
Er ritt zur Herberge in welcher Herrlichkeit!
Sein Spie? war ungef?ge, stark dazu und breit;
Eine schmucke Waffe hing ihm herab bis auf den Sporn;
Von rotem Golde f?hrte der Degen ein sch?nes Horn. (977)
Von besserm Birschgewande h?rt ich niemals sagen.
Einen Rock von schwarzem Zeuche sah man ihn tragen
Und einen Hut von Zobel, reich war der genug.
Hei! Was f?r Borten an seinem K?cher er trug! (978)
Von einem Panther war dar?ber gezogen
Ein Vlie? des Ruches wegen. Auch trug er einen Bogen,
Den man mit einer Winde musste ziehen an,
Wenn man ihn spannen wollte, er h?tte es selbst denn getan. (979)
Von der Haut des Luchses war alle sein Gewand,
Das man von Kopf zu F??en bunt ?berstreuet fand.
Aus dem lichten Rauchwerk zu beiden Seiten hold
Schien an dem k?hnen J?ger manche Borte von Gold. (980)
Auch f?hrt' er Balmungen, das breite schmucke Schwert:
Das war scharf und schneidig, nichts bleib unversehrt;
Wenn man es schlug auf Helme; seine Seiten waren gut.
Der herrliche J?ger, der trug gar hoch seinen Mut. (981)
Weil ich euch der M?re ganz bescheiden soll,
So war sein edler K?cher guter Pfeile voll,
Mit goldenen R?hren, die Eisen h?ndebreit.
Wen er damit getroffen, dem war das Ende nicht weit. (982)
Da ritt der edle Degen waidlich aus dem Tann,
Ihn sahen zu sich kommen die in Gunthers Bann.
Sie liefen ihm entgegen und hielten ihm das Ross:
Da f?hrt er auf dem Sattel einen B?ren stark und gro?. (983)
Als er vom Ross gestiegen, l?s't er ihm das Band
Vom Mund und von den F??en: Die Hunde gleich zur Hand
Begannen laut zu heulen, als sie den B?ren sahn.
Das Tier zum Walde wollte: Das erschreckte manchen Mann. (984)
Der B?r in die K?che von dem L?rm geriet;
Hei! Was er von dem Feuer der K?chenknechte schied!
Ger?ckt ward mancher Kessel, zerzerret mancher Brand;
Hei! Was man guter Speisen in der Asche liegen fand! (985)
Da sprangen von den Sitzen die Herren und ihr Bann.
Der B?r begann zu z?rnen; der K?nig wies sie an
Der Hunde Schar zu l?sen, die an den Seilen lag;
Und w?r es wohl geendet, sie h?tten fr?hlichen Tag. (986)
Mit Bogen und mit Spie?en, man vers?umte sich nicht mehr,
Liefen hin die Schnellen, wo da ging der B?r;
Doch wollte niemand schie?en, von Hunden wars zu voll.
So laut ward das Get?se, dass rings der Bergwald erscholl. (987)
Der B?r begann zu fliehen vor der Hunde Zahl;
Ihm konnte niemand folgen als Kriemhilds Gemahl.
Er erlief ihn mit dem Schwerte, zu Tod er ihn da schlug,
wieder zu dem Feuer das Gesind den B?ren trug. (988)
Da sprachen die es sahen, er w?r ein starker Mann.
Die stolzen Jagdgesellen rief man zu Tisch heran:
Auf sch?nem Anger sa?en ihrer da genug.
Hei! Was man Ritterspeise vor die stolzen J?ger trug! (989)
Die Schenken waren s?umig, sie brachten nicht den Wein:
So gut bedient mochten sonst Helden nimmer sein.
W?ren ihrer manche nicht so falsch dabei,
So w?ren wohl die Recken aller Schanden bar und frei. (990)
Da sprach K?nig Siegfried: “Mich verwundert sehr,
Man bringt uns aus der K?che doch so viel daher,
Was bringen uns die Schenken nicht dazu den Wein?
Pflegt man so der J?ger, will ich nicht Jagdgeselle sein. (991)
“Ich h?tt es wohl verdienet, bed?chte man mich gut.”
Von seinem Tisch der K?nig sprach mit falschem Mut:
“Man soll euch k?nftig b??en, was heut uns muss entgehn;
Die Schuld liegt an Hagen, der will uns verdursten sehn.” (992)
Da sprach von Tronje Hagen: “Lieber Herre mein,
Ich w?hnte, das Birschen sollte heute sein
In dem Spechtsharte: Den Wein sandt ich dahin.
Heut gibt es nichts zu trinken; doch vermeid ichs k?nftighin.” (993)
Da sprach der Niederl?nder: “Ich sag euch wenig Dank:
Man sollte sieben S?umer mit Met und Lautertrank
Mir hergesendet haben; konnte das nicht sein,
So h?tte man uns besser gesiedelt n?her dem Rhein.” (994)
* Des wurde da nicht inne der verratne k?hne Mann,
Dass man solche T?cke wider ihn hier spann.
Er war in hoher Tugend alles Falsches bar;
Seines Todes musst entgelten dem es nie ein Frommen war. (995)
Da sprach von Tronje Hagen: “Ihr edeln Ritter schnell,
Ich wei? hier in der N?he einen k?hlen Quell:
Dass ihr mir nicht z?rnet, da rat ich hinzugehn.”
Der Rat war manchem Degen zu gro?er Sorge geschehn. (996)
Siegfried den Recken zwang des Durstes Not;
Den Tisch er wegzur?cken so zeitiger gebot:
Er wollte vor die Berge zu dem Brunnen gehn.
Da war der Rat aus Arglist von den Recken geschehn. (997)
Man hie? das Wild aufs?umen und f?hren in das Land,
Das da verhauen hatte Siegfriedens Hand.
Wer es auch sehen mochte, sprach Ehr und Ruhm ihm nach:
Hagen seine Treue sehr an Siegfrieden brach. (998)
Als sie von dannen wollten zu der Linde breit,
Da sprach von Tronje Hagen: “Ich h?rte jederzeit,
Es k?nne Niemand folgen Kriemhilds Gemahl,
Wenn er rennen wolle; hei! Schauten wir doch das einmal!” (999)
Da sprach von Niederlanden Siegfried der Degen k?hn:
“Das m?gt ihr wohl versuchen: Wollt ihr mit mir hin
Zur Wette nach dem Brunnen? Wenn der Lauf geschieht,
Soll der gewonnen haben, welchen man gewinnen sieht.” (1000)
“Wohl, lasst es uns versuchen,” sprach Hagen der Degen.
Da sprach der starke Siegfried: “So will ich mich legen
Hier zu euern F??en nieder in das Gras.”
Als er das erh?rte, wie lieb war K?nig Gunthern das! (1001)
Da sprach der k?hne Degen: “Noch mehr will ich euch sagen
All meine Ger?te will ich mit mir tragen,
Den Speer samt dem Schilde, dazu mein Birschgewand.”
Das Schwert und den K?cher er um die Glieder schnell sich band. (1002)
Abzogen sie die Kleider von dem Leibe da;
In zwei wei?en Hemden man beide stehen sah.
Wie zwei wilde Panther liefen sie durch den Klee;
Man sah bei dem Brunnen den k?hnen Siegfried doch eh. (1003)
Den Preis in allen Dingen vor manchem man ihm gab.
Da l?s't er schnell die Waffe, den K?cher legt' er ab,
Den starken Wurfspie? lehnt' er an den Lindenast:
Bei des Brunnens Flu?e stand der herrliche Gast. (1004)
Siegfriedens Tugenden waren gut und gro?.
Den Schild legt' er nieder, wo der Brunnen floss:
Wie sehr ihn auch d?rstete, der Held nicht eher trank
Bis der Wirt getrunken: Daf?r gewann er ?beln Dank. (1005)
Der Brunnen war lauter, k?hl und auch gut;
Da neigte sich Gunther hernieder zu der Flut.
Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann
Also h?tt auch gerne der k?hne Siegfried getan. (1006)
Da entgalt er seiner Tugend; den Bogen und das Schwert
Trug Hagen beiseite von dem Degen wert.
Dann sprang er schnell zur?cke, wo er den Wurfspie? fand
Und sah nach einem Zeichen an des K?hnen Gewand. (1007)
Als Siegfried der K?nig aus dem Brunnen trank,
Schoss er ihm durch das Kreuze, dass aus der Wunde sprang
Das Blut seines Herzens hoch an Hagens Staat.
Kein Held begeht wieder also gro?e Missetat. (1008)
Den Wurfspie? im Herzen lie? er ihn stecken tief:
Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief,
So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann!
Als sich der starke Siegfried der gro?en Wunde besann, (1009)
Der Held in wildem Toben von dem Brunnen sprang;
Ihm ragte von den Schultern eine Speerstange lang.
Nun w?hnt' er da zu finden Bogen oder Schwert,
So h?tt er Lohn Herrn Hagen wohl nach Verdienste gew?hrt. (1010)
Als der Todwunde das Schwert nicht wieder fand,
Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand.
Den hob er von dem Brunnen und rannte Hagnen an;
Da konnt ihm nicht entrinnen K?nig Gunthers Untertan. (1011)
Wie wund er war zum Tode, so kr?ftig doch er schlug,
Dass von dem Schilde nieder rieselte genug
Des edeln Gesteins; der Schild zerbrach auch fast!
So gern gerochen h?tte sich der herrliche Gast. (1012)
Gestrauchelt war da Hagen von seiner Hand zu Tal;
Der Anger von den Schl?gen erscholl im Wiederhall.
H?tt er sein Schwert in H?nden, so w?r es Hagens Tod.
Sehr z?rnte der Verwundete, es zwang ihn wahrhafte Not. (1013)
Seine Farbe war erblichen, er konnte nicht mehr stehn.
Seines Leibes St?rke musste ganz zergehn,
Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug.
Er ward hernach beweinet von sch?nen Frauen genug. (1014)
Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann:
Das Blut von seiner Wunde stromweis nieder rann.
Da begann er die zu schelten, ihn zwang die gro?e Not,
Die da geraten hatten mit Untreue seinen Tod. (1015)
Da sprach der Todwunde: “Weh, ihr b?sen Zagen,
Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen?
Ich war euch stets gewogen und sterbe nun daran:
Ihr habt an euern Freunden leider ?bel getan. (1016)
Die sind dadurch bescholten, was ihrer auch geborn
Wird nach diesem Tage: Ihr habt euern Zorn
Allzu sehr gerochen an dem Leben mein.
Mit Schanden geschieden sollt ihr von guten Recken sein.” (1017)
Hinliefen all die Ritter, wo er erschlagen lag:
Es war ihrer vielen ein freudeloser Tag.
Wer irgend Treue kannte, von dem ward er beklagt:
Das hatt auch wohl um alle verdient der Degen unverzagt. (1018)
Der K?nig von Burgonden beklagt' auch seinen Tod.
Da sprach der Todwunde: “Das tut nimmer Not,
Dass der um Schaden weinet, durch den man ihn gewann:
Er verdient gro? Schelten, er h?tt es besser nicht getan.” (1019)
Da sprach der grimme Hagen: “Ich wei? nicht, was euch reut:
Nun hat zumal ein Ende unser sorglich Leid.
Nun mags nicht manchen geben, der uns darf bestehn;
Wohl mir, dass seiner Herrschaft durch mich ein End ist geschehn.” (1020)
“Ihr m?gt euch leichtlich r?hmen,” sprach der von Niederland;
“H?tt ich die m?rderische Weis an euch erkannt,
Vor euch h?tt ich behalten Leben wohl und Leib.
Mich dauert nichts auf Erden als Frau Kriemhilde mein Weib. (1021)
“Auch mag es Gott erbarmen, dass ich gewann den Sohn,
Der nun auf alle Zeiten bescholten ist davon,
Dass seine Freunde jemand meuchlerisch erschlagen:
H?tt ich Zeit und Weile, das m?sst ich billig beklagen. (1022)
* Niemand je auf Erden gr??ern Mord begann,”
Sprach er zu dem K?nige, “als ihr an mir getan:
Ich erhielt euch unbescholten in gro?er Angst und Not;
Ihr habt mir schlimm vergolten, dass ich so wohl es euch bot.” (1023)
Da sprach im Jammer weiter der todwunde Held:
“Wollt ihr, edler K?nig, noch je auf dieser Welt
An jemand gutes ?ben, so lasst befohlen sein
Auf Treue und auf Gnaden euch die liebe Traute mein. (1024)
Lasst sie des genie?en, dass sie eure Schwester sei:
Bei aller F?rsten Tugend, steht ihr mit Treue bei!
Mein m?gen lange harren mein Vater und sein Bann:
Es ward am lieben Freunde nimmer ?bler getan.” (1025)
* Er kr?mmte sich in Schmerzen, wie ihm die Not gebot
Und sprach aus jammerndem Herzen: “Mein mordlicher Tod
Mag euch noch gereuen in der Zukunft Tagen:
Glaubt mir in rechter Treue, dass ihr euch selber habt erschlagen.” (1026)
Die Blumen allenthalben waren vom Blute nass.
Da rang er mit dem Tode, nicht lange tat er das,
Denn des Todes Waffe schnitt immer allzu sehr.
Auch musste bald ersterben dieser Degen k?hn und hehr. (1027)
* Von demselben Brunnen, wo Siegfried ward erschlagen,
Sollt ihr die rechte Wahrheit von mir h?ren sagen.
Vor dem Odenwalde ein Dorf liegt Odenheim:
Da flie?et noch der Brunnen, es kann da kein Zweifel sein. (1028)
Als die Herren sahen, der Degen sei tot,
Sie legten ihn auf einen Schild, der war von Golde rot:
Da gingen sie zu Rate, wie es sollt ergehn,
Dass es verhohlen bliebe, es sei von Hagen geschehn. (1029)
Da sprachen ihrer viele: “Ein Unfall ist geschehn;
Ihr sollt es alle hehlen und einer Rede stehn:
Als er allein ritt jagen, der Kriemhilde Mann,
Da schlugen ihn die Sch?cher, als er fuhr durch den Tann.” (1030)
Da sprach von Tronje Hagen: “Ich bring ihn in das Land:
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