ТВОРЧЕСТВО

ПОЗНАНИЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(651)
Sie sprach: “Edler Ritter, das lasst euch nur vergehn:
Was ihr da habt im Sinne, das kann noch nicht geschehn.
Ich will noch M?gdlein bleiben, Herr K?nig, merkt euch das,
Bis ich die M?r erfahre.” Da fasste Gunther ihr Hass. (652)
Er rang nach ihrer Minne und zerriss ihr Kleid.
Da griff nach einem G?rtel die herrliche Maid,
Einer starken Borte, die sie zur Seite trug:
Da tat sie dem K?nige gro?en Leides genug. (653)
Die F?? und auch die H?nde sie ihm zusammenband,
Zu einem Nagel trug sie ihn und hing ihn an die Wand.
Als er im Schlaf sie st?rte, das Kosen sie ihm verbot:
Von ihrer St?rke h?tt er beinah gewonnen den Tod. (654)
Da begann zu flehen der Meister sollte sein:
“L?set meine Bande, viel edle K?nigin mein.
Ich getreu euch, sch?ne Fraue, nimmer obzusiegen,
Und will auch wahrlich selten so nahe neben euch liegen.” (655)
* Sie frug nicht, wie ihm w?re, da sie in Ruhe lag.
Da musst er hangen bleiben die Nacht bis an den Tag,
Bis der lichte Morgen durchs Fenster warf den Schein:
Hatt er je Kraft besessen, die ward an seinem Leibe klein. (656)
“Nun sagt mir, Herr Gunther, ist euch das etwas leid,
Wenn euch gebunden finden,” sprach die sch?ne Maid,
“Eure K?mmerlinge von einer Frauen Hand?”
Da sprach der edle Ritter: “Das w?rd euch ?bel gewandt. (657)
Auch w?r mirs wenig Ehre,” sprach der edle Mann:
“Um eurer Tugend willen, nehmt mich nun bei euch an.
Ist euch meine Minne denn so m?chtig leid,
Ich will mit meinen H?nden selten r?hren euer Kleid.” (658)
Sie l?ste seine Bande: Er ging, da er befreit,
Wieder an das Bette zu der edeln Maid;
Er legte sich so ferne, dass er ihr Hemde fein
Selten mehr ber?hrte; auch wollte sie des ledig sein. (659)
Nun kam auch ihre Gesinde, das brachte neu Gewand;
Des war heute Morgen genug f?r sie zur Hand.
Wie froh man da gebahrte, traurig war sein Mut;
Der K?nig des Landes, ihre Freude d?ucht ihn nicht gut. (660)
Nach des Landes Sitte, die man mir Recht beging,
Gunter und Brunhilde nicht l?nger das verhing:
Sie gingen nach dem M?nster, wo man die Messe sang.
Dahin auch kam Herr Siegfried: Da hob sich m?chtiger Drang. (661)
Nach k?niglichen Ehren war da f?r sie bereit
Was sie haben sollten, die Krone wie das Kleid.
Da wurden sie geweiht: Als das war geschehn,
Da sah man unter Krone alle viere herrlich stehn. (662)
Viel Knappen wurden Ritter, sechshundert oder mehr,
Das sollt ihr sicher glauben, den K?nigen zur Ehr.
Da hob sich gro?e Freude in Burgondenland;
Man h?rte Sch?fte hallen an der Schwertdegen Hand. (663)
Da sa?en in den Fenstern die sch?nen M?gdelein;
Sie sahen vor sich leuchten manches Schildes Schein.
Da hatte sich der K?nig getrennt von seinem Bann:
Was jemand da begonnte, er sah es trauernd mit an. (664)
Ihm und Siegfrieden ungleich stand der Mut;
Wohl wusste was ihm fehlte der edle Ritter gut.
Da ging es zu dem K?nige, zu fragen er begann:
“Wie ists euch heunt gelungen? Das sagt, Herr Gunther, mir an.” (665)
Da sprach der Wirt zum Gaste: “Den Spott zu dem Schaden
Hab ich an meiner Frauen in mein Haus geladen.
Ich w?hnte sie zu minnen, als sie mich m?chtig band:
Zu einem Nagel trug sie mich, und hing mich hoch an die Wand. (666)
“Da hing ich sehr in ?ngsten die Nacht bis an den Tag
Eh sie mich wieder l?ste: Wie sanft sie da lag!
Das sei dir in der Stille geklagt in Freundlichkeit.”
Da sprach der starke Siegfried: “Das ist mir sicherlich leid.” (667)
“Das will ich euch beweisen, verschmerzt ihr den Verdruss.
Ich schaffe, dass sie heunte so nah euch liegen muss,
Dass sie euch ihre Minne nicht l?nger vorenth?lt.”
Die Rede h?rte gerne nach seinem Leide der Held. (668)
* “Nun schau meine H?nde, wie die geschwollen sind:
Die dr?ckte sie so m?chtig, als w?r ich ein Kind,
Dass das Blut mir allw?rts aus den N?geln drang.
Ich hegte keinen Zweifel, mein Leben w?hre nicht lang. (669)
* Da sprach der Degen Siegfried: “Es wird noch alles gut:
Uns beiden war wohl ungleich heute Nacht zu Mut.
Deine Schwester Kriemhild ist mir lieber als der Leib;
Es muss Frau Brunhilde noch heute werden dein Weib.” (670)
Er sprach: “Noch heunte komm ich zu euerm K?mmerlein
Also wohl verborgen in der Tarnkappe mein,
Dass sich meiner K?nste niemand mag versehn,
Lasst die K?mmerlinge zu den Herbergen gehn; (671)
“So l?sch ich den Kindern die Lichter an der Hand:
Dass ich herein getreten sei euch dabei bekannt.
Weil ich euch gerne diene, so zwing ich euch das Weib,
Dass ihr sie heunte minnet: ich verl?r denn Leben und Leib.” (672)
“Wenn du ihr nicht kosest,” Der K?nig sprach da so,
Meiner lieben Frauen, so bin ichs gerne froh;
Sonst tu ihr was du wollest und n?hmst du ihr den Leib,
Das wollt ich wohl verschmerzen: Sie ist ein furchtbares Weib.” (673)
“Das versprech ich,” sprach da Siegfried, “bei der Treue mein,
Dass ich ihr nicht kose; die liebe Schwester dein
Geht mir ?ber alle, die ich jemals sah.”
Wohl glaubte K?nig Gunther der Rede Siegfriedens da. (674)
Da gabs von Ritterspielen Freude so wie Not:
Turnei und Tiostieren man allzumal verbot.
Als die Frauen sollten nach dem Saale gehn,
Geboten K?mmerlinge den Leuten, nicht im Weg zu stehn. (675)
Da ward der Hof von Leuten und Rossen wieder frei.
Zwei Bisch?fe f?hrten die Frauen alle zwei,
Als sie vor den K?nigen zu Tische sollten gehn.
Ihnen folgten zu den St?hlen viel der Degen ausersehn. (676)
* Der K?nig wohl gemutet in froher Hoffnung sa?.
Was Siegfried ihm gelobte, wohl behielt er das;
Der eine Tag ihn d?uchte wohl drei?ig Tage lang:
Nach seiner Frauen Minne all sein Denken ihm rang. (677)
Er konnt es kaum erwarten bis das Mahl vorbei.
Die sch?ne Brunhilde rief man da herbei
Und auch Kriemhilden: Sie sollten schlafen gehn:
Hei! Was man schneller Degen sah vor den K?niginnen stehn! (678)
Siegfried der Herre minniglich noch sa?
Bei seinem sch?nen Weibe mit Freuden ohne Hass:
Sie koste seine H?nde mit ihrer wei?en Hand,
Bis er ihr vor den Augen, sie wusste nicht wie, verschwand. (679)
Da sie mit ihm spielte, und sie ihn nicht mehr sah,
Zu seinem Ingesinde sprach die K?nigin da:
“Mich wundert sehr, wo ist doch der K?nig hingekommen?
Wer hat seine H?nde mir aus den meinen genommen?” (680)
Die Rede lie? sie bleiben. Da eilt' er hinzugehn,
Wo er die K?mmerlinge fand mit Lichtern stehn:
Die l?scht' er unversehens den Kindern an der Hand:
Dass es Siegfried w?re, das war da Gunthern bekannt. (681)
Wohl wusst er, was er wolle: Er lie? von dannen gehn
Die M?gdelein und Frauen. Als das war geschehn,
Der edle K?nig selber verschloss der Kammer T?r:
Starker Riegel zweie, die warf er balde daf?r. (682)
Hinterm Bettvorhange barg er da das Licht.
Ein Spiel sogleich begonnte, vermeiden lie? sichs nicht,
Siegfried der starke mit der sch?nen Maid:
Das war dem K?nig Gunther beides lieb und auch leid. (683)
Da legte sich Siegfried der K?nigin bei.
Sie sprach: “Nun lasst es, Gunther, wie lieb es euch auch sei,
Dass ihr nicht Not erleidet heute so wie eh:
Oder euch geschiehet von meinen H?nden wieder weh.” (684)
Er hehlte seine Stimme, kein W?rtlien sprach er da:
Wohl h?rte K?nig Gunther, wiewohl er sie nicht sah,
Dass Heimliches von beiden wenig da geschah:
Nicht viel bequeme Ruhe hatten sie im Bette da. (685)
Er stellte sich, als w?r er Gunther der K?nig reich:
Er umschloss mit Armen das M?gdlein ohne Gleich.
Sie warf ihn aus dem Bette dabei auf eine Bank,
Dass laut a einem Schemel ihm das Haupt davon erklang. (686)
Wieder auf mit Kr?ften sprang der k?hne Mann,
Es besser zu versuchen: Wie er das begann,
Dass er sie zwingen wollte, da widerfuhr ihm Weh.
Mich d?nkt, dass solche Wehre von Fraun nicht wieder gescheh. (687)
Da ers nicht lassen wollte, das M?gdlein aufsprang:
“Euch ziemt nicht zu zerrei?en mein Hemd also blank.
Ihr seid ein Ungest?mer: Das soll euch werden leid,
Des sollt ihr inne werden,” sprach die herrliche Maid. (688)
Sie umschloss mit Armen den tapferlichen Degen,
Und wollt ihn auch in Bande wie den K?nig legen,
Dass sie im Bette l?ge mit Gem?chlichkeit.
Wie grimmig sie das r?chte, dass er zerzerret ihr Kleid! (689)
Was half ihm da die St?rke und seine gro?e Kraft?
Sie bewies dem Degen ihres Leibes Meisterschaft:
Sie trug ihn ?berm?chtig, das musste schon so sein,
Und dr?ckt' ihn ungef?ge bei dem Bett an einen Schrein. (690)
“Weh,” dachte Siegfried, “soll ich Leben hier und Leib
Von einer Maid verlieren, so mag ein jedes Weib
In allen k?nftgen Zeiten tragen Frevelmut
Dem Manne gegen?ber, die sonst wohl nimmer es tut.” (691)
Der K?nig h?rte alles, er bangte f?r den Mann.
Siegfried sich sch?mte, zu z?rnen hub er an.
Mit ungef?gen Kr?ften ihr entgegen setzt' er sich,
Dass er sich versuche an Frau Brunhilden ?ngstliglich. (692)
* Wie sie ihn niederdr?ckte, sein Zorn bewirkte das
Und seine starken Kr?fte, dass er trotz ihrem Hass
Sich aufrichten konnte; seine Angst die war gro?.
Sie gaben in der Kammer sich hin und her manchen Sto?. (693)
* Auch litt der K?nig Gunther Sorgen und Beschwer:
Er musste manchmal fl?chten vor ihnen hin und her.
Sie rangen so gewaltig dass es Wunder nahm,
Wenn eines vor dem andern mit dem Leben noch entkam. (694)
* Den K?nig Gunther m?hte beiderseits die Not:
Doch f?rchtet' er am meisten Siegfriedens Tod.
Wohl h?tte sie dem Degen das Leben schier benommen:
Durft er nur, er w?re ihm gern zu Hilfe gekommen. (695)
* Gar lange zwischen ihnen dauerte der Streit,
Doch bracht er an das Bette zuletzt zur?ck die Maid:
Wie sehr sie sich auch wehrte, die Wehr ward endlich schwach.
Der K?nig in seinen Sorgen hing manchem Gedanken nach. (696)
Dem K?nig w?hrt' es lange bis er sie bezwang.
Sie dr?ckte seien H?nde, dass aus den N?geln sprang
Das Blut von ihren Kr?ften; das war dem Helden leid:
Des starken Siegfried Kr?fte, gewaltig schmerzten sie die. (697)
Da griff sie nach der Seite, wo sie die Borte fand,
Um ihn damit zu binden: da wehrt' es seine Hand,
Dass ihr die Glieder krachten, dazu der ganze Leib.
Da war der Streit entschieden: da wurde sie Gunthers Weib. (698)
Sie sprach: “Edler K?nig, das Leben schenke mir.
Es wird wohl vers?hnet was ich getan an dir:
Ich wehre mich nicht wieder der edeln Minne dein:
Nun hab ichs wohl befunden, dass du magst Frauen Meister sein.” (699)
Siegfried ging von dannen (liegen bleib die Maid),
Als ob er abzuwerfen ged?chte nur das Kleid.
Er wusst ihr von den H?nden einen goldnen Reif zu ziehn,
Dass es nicht inne wurde diese edle K?nigin. (700)
Auch nahm er ihren G?rtel, eine Borte gut;
Ich wei? nicht, obs geschehen aus hohem ?bermut.
Er gab sie seinem Weibe, das ward ihm sp?ter leid.
Da lagen beieinander der K?nig und die sch?ne Maid. (701)
* Er pflag der Frauen minniglich, wie ihm das wohl zu kam:
Da musste sie verschmerzen ihren Zorn und ihre Scham.
Von seinen Heimlichkeiten ihre lichte Farbe erblich;
Hei! Wie von der Minne die gro?e Kraft ihr entwich! (702)
Da war auch sie nicht st?rker als ein ander Weib.
Minniglich liebkost' er ihren sch?nen Leib;
Wenn sie ihm widerst?nde, was k?nnt es sie versahn?
Das hatt ihr alles Gunther mit seinem Minnen getan. (703)
Wie minniglich der Degen da bei der Frauen lag,
In freundlicher Liebe bis an den lichten Tag!
Nun ging der Herre Siegfried wieder hindann:
Er wurde wohl empfangen von einer Frauen wohlgetan. (704)
Er widerstand der Frage, die sie da begann;
Auch hehlt' er ihr noch lange was er f?r sie gewann,
Bis sie in seinem Lande daheim die Krone trug;
Was sie nur haben wollte, er gab ihrs willig genug.
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