ТВОРЧЕСТВО

ПОЗНАНИЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 


Gewinn ich aber eines, es geht euch allen an den Leib.” (435)
Da sprach der Tronje Hagen: “Nun zeigt uns, K?nigin,
Was ihr f?r Spiel' erteilet. Eh euch den Gewinn
Mein Herre Gunther lie?e, so m?sst es ?bel sein:
Er getraut wohl zu erwerben ein so sch?nes M?gdelein.” (436)
“Den Stein soll er werfen und springen darnach,
Den Speer mit mir schie?en: Drum sei euch nicht zu jach.
Ihr k?nnt hier leicht verlieren die Ehr und auch den Leib:
Das geb ich zu bedenken,” sprach das minnigliche Weib. (437)
Siegfried der schnelle ging vor den K?nig hin
Und bat ihn frei zu reden mit der K?nigin
Ganz nach seinem Willen; angstlos soll' ersein:
“Ich will dich wohl besch?tzen vor ihr mit den Listen mein.” (438)
Da sprach der K?nig Gunther: “K?nigstochter hehr:
Erteilt mir was ihr wollet und w?r es auch noch mehr,
Das best?nd ich alles um euern sch?nen Leib:
Mein Haupt will ich verlieren, so ihr nicht werdet mein Weib.” (439)
Als da seine Rede vernahm die K?nigin,
Bat sie, wie ihr geziemte, das Spiel nicht zu verziehn.
Sie lie? sich zum Streite bringen ihr Gewand,
Einen goldnen Panzer und einen gutes Schildesrand. (440)
Ein Waffenhemd von Seide zog sich an die Maid,
Das konnte keine Waffe verletzen je im Streit,
Von Zeugen wohl geschaffen aus Libya dem Land:
Lichtgewirkte Borten erg?nzten an seinem Rand. (441)
Derweilen hatt ihr ?bermut den G?sten schwer bedr?ut:
Dankwart und Hagen die standen unerfreut;
Wie es dem Herrn erginge besorgte sehr ihr Mut;
Sie dachten: “Unsre Reise bekommt uns Recken nicht gut.” (442)
Derweilen war auch Siegfried, der waidliche Mann,
An das Schiff gegangen, eh wer dar?ber sann,
Wo er die Tarnkappe verborgen liegen fand,
In die er hurtig schl?pfte; da ward er niemand bekannt. (443)
Er eilte bald zur?cke, da sah er Recken viel;
Es ordnete die K?nigin allda ihr hohes Spiel.
Er ging hinzu verstohlen und dass ihn niemand sah
Von allen die da waren; gar listiglich das geschah. (444)
Es war ein Kreis gezogen, wo das Spiel geschehn
Vor k?hnen Recken sollte, die es wollten sehn.
Wohl an siebenhundert sah man Waffen tragen:
Wer den Sieg errungen, das sollten sie nach Wahrheit sagen. (445)
Da war Brunhild gekommen, die man gewaffnet fand,
Als ob sie streiten wolle nun aller K?nge Land.
Wohl trug sie auf der Seide der St?blein viel von Gold;
Ihre lichte Farbe gl?nzte darunter hold. (446)
Nun kam ihr Gesinde, das trug an der Hand
Aus allrotem Golde einen Schildesrand
Mit hartem Stahlbeschlage, m?chtig gro? und breit,
Worunter spielen wollte diese minnigliche Maid. (447)
An einer edeln Borte ward ihr Schild getragen,
Darauf Edelsteine, wie Gras so gr?ne, lagen;
Die warfen mannigfaltig Gefunkel auf das Gold.
Der bedurfte gro?e K?hnheit, dem die Jungfrau wurde hold. (448)
Der Schild war untern Buckeln, so hat man uns gesagt,
Von dreier Spannen Dicke; den trug hernach die Magd.
An Stahl und auch an Golde war er reich genug,
Den ihrer K?mmrer einer mit M?he selbvierter trug. (449)
Als der Degen Hangen den Schild hertragen sah,
Wie sprach mit gemeinem Mute der Held von Tronje da:
“Wie nun, K?nig Gunther? Wie verlieren wir den Leib?
Die ihr begehrt zu minnen, die ist wohl des Teufels Weib.” (450)
* Nun h?rt von den Gewanden, woran sie reich genug:
Von Azagoger Seide einen Wappenrock sie trug,
Der war reich und edel, davon warf hellen Schein
Von der K?nigstochter gar mancher herrliche Stein. (451)
Da brachte man der Frauen, schwer und ?bergro?,
Einen scharfen Wurfspie?, den sie stets verschoss,
Stark und ungef?ge, m?chtig und breit zumal:
Der hatt an seinen Seiten zwei Schneiden von scharfem Stahl. (452)
Von des Spie?es Schwere h?ret Wunder sagen:
Viertehalb Stab Eisen war dazu verschlagen.
Ihn trugen kaum dreie von Brunhildens Bann;
Gunther der edle darum zu sorgen begann. (453)
* Er dacht in seinem Sinne: Was soll dieses sein?
Der Teufel aus der H?lle, wie k?nnt er hier gedeihn?
Wenn ich lebend wieder in Burgonden w?r,
Ihr sch?fe meine Minne wohl selten gro?e Beschwer. (454)
* Er hatt in seinen Sorgen, das wisset, Leid genug.
All sein Kampfger?te man ihm zur Stelle trug:
Bald stand der reiche K?nig in seiner Waffen Hut;
Vor Leide hatte Hagen fast gar verloren den Mut. (455)
Da sprach Hagens Bruder, der k?hne Dankwart:
“Mich reuet in der Seele diese Hofesfahrt.
Die immer Recken hie?en, wie verlieren wir den Leib!
Soll uns in diesem Lande nun verderben ein Weib? (456)
Des bin ich sehr verdrossen, dass ich kam in dieses Land.
H?tte Bruder Hagen seine Waffen an der Hand
Und auch ich die meinen, so sollten sich in Hut
Brunhildens Recken nehmen mit all ihrem ?bermut. (457)
* “Sie sollten sich bescheiden, das glaubet mir nur;
H?tt ich den Frieden tausendmal best?rkt mit einem Schwur,
Bevor ich sterben s?he den lieben Herren mein,
Das Leben m?sste lassen dieses sch?ne M?gdelein.” (458)
“Wir m?chten ungefangen wohl r?umen dieses Land,”
Sprach sein Bruder Hagen, “h?tten wir das Gewand,
Das wir zum Streit bed?rften und die Schwerter gut,
So sollte sich wohl geben der sch?nen Fraue ?bermut.” (459)
Wohl h?rte was er sagte die Fraue wohlgetan;
Sie sah ihn ?ber Achsel lachenden Mundes an.
“Nun er so k?hn sich d?nket, so bringt doch ihr Gewand,
Ihre scharfen Waffen gebt den Degen an die Hand. (460)
* “Es k?mmert mich so wenig, ob sie gewaffnet sind,
Als ob sie blo? da st?nden,” so sprach das K?nigskind.
“Ich f?rchte niemands St?rke, den ich noch je gekannt;
Ich mag auch wohl genesen im Streite vor des K?nigs Hand.” (461)
Als sie die Schwerter hatten, nach der Maid Gebot,
Dankwart der k?hne ward vor Freuden rot.
“Nun spielet, was ihr wollet,” so sprach der Degen wert,
“Gunther ist unbezwungen, wir haben wieder unser Schwert.” (462)
Brunhildens St?rke zeigte sich nicht klein:
Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,
Gro? und ungeheuer, rund und stark und breit.
Ihn trugen kaum Zw?lfe dieser Degen k?hn im Streit. (463)
Den warf sie allerwegen, wie sie den Spie? verschoss.
Dar?ber war die Sorge der Burgonden gro?.
“Wen will der K?nig werben?”, sprach Herr Hagen laut:
“Sie mag wohl in der H?lle sein des b?sen Teufels Braut.” (464)
An ihre wei?en Arme sie die ?rmel wand,
Sie begann zu fassen den Schild mit der Hand,
Sie schwang den Spie? zur H?he: da ging es an den Streit.
Die fremden G?ste bangten vor Brunhildens Zorn und Neid. (465)
Und w?r ihm da Siegfried zu Hilfe nicht gekommen,
So h?tte sie das Leben Gunthern wohl benommen.
Er nahte sich verstohlen und r?hrte seine Hand;
Gunther seine K?nste mit gro?en Sorgen befand. (466)
* “Was hat mich ber?hret?”, dachte der k?hne Mann,
Und wie er um sich blickte, da traf er niemand an.
Er sprach: “Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein:
Du sollst mir ohne Sorge vor der K?nigin sein.” (467)
Er sprach: “Gib aus den H?nden den Schild, lass mich ihn tragen.
Behalte wohl im Sinne, was du mich h?rest sagen:
Du habe die Geb?rde, ich will das Werk bestehn.”
Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn. (468)
* “Verhehl auch meine K?nste, die darfst du niemand sagen;
So mag die K?nigstochter wenig Ruhm erjagen
An deinem edeln Leben, worauf ihr sinnt der Mut.
Nun sieh doch, wie so furchtlos vor dir die K?nigin tut.” (469)
Da schoss mit gro?en Kr?ften die herrliche Maid
Auf einen neuen Schildrand, m?chtig und breit,
Den trug an seiner Linken der Siegelinde Kind:
Das Feuer sprang vom Stahle als ob es wehte der Wind. (470)
Des starken Spie?es Schneide den ganzen Schild durchdrang,
Dass das Feuer lohend aus den Ringen sprang.
Von dem Schuss strauchelten die kraftvollen Degen:
War nicht die Tarnkappe, sie w?ren beide tot erlegen. (471)
Siegfried dem k?hnen vom Munde brach das Blut.
Bald hatt er sich ermannet: da nahm der Degen gut
Den Spie?, den sie geschossen ihm hatte durch den Rand:
Den warf ihr bald zur?cke des starken Siegfriedes Hand. (472)
* Er dacht: “Ich will nicht schie?en das sch?ne M?gdelein.”
Des Spie?es Schneide kehrt' er hinter den R?cken sein;
Mit der Speerstange schoss er auf ihr Gewand,
Dass es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand. (473)
Das Feuer stob vom Panzer, als trieb' es der Wind.
Es hatte wohl geschossen K?nig Siegmunds Kind;
Ihr reichten nicht die Kr?fte vor solchem Schuss zu stehn:
Das w?r von K?nig Gunthern in Wahrheit nimmer geschehn. (474)
Brunhild die Sch?ne bald auf die F??e sprang.
“Edler Ritter Gunther, des Schusses habe Dank!”
Sie w?hnte noch, er h?tt es mit seiner Kraft getan;
Nein, gef?llet hatte sie ein viel st?rkerer Mann. (475)
Da trat sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut,
Den Stein hoch erhob sie, die edle Jungfrau gut;
Sie schwang ihn mit Kr?ften weithin von der Hand,
Dann sprang sie nach dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand. (476)
Der Stein war geflogen zw?lf Klafter von dem Schwung:
Die Jungfrau wohl geschaffen erreicht' ihn doch im Sprung.
Hin ging der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag:
Gunther musst ihn w?gen, des Wurfs der Verholne plag. (477)
Siegfried war verwogen, kr?ftig und lang;
Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang:
Von seinen sch?nen K?nsten empfing er Kraft genug,
Dass er in dem Sprunge den K?nig Gunther noch trug. (478)
* Der Sprung, der war ergangen, der Stein lag nun da,
Gunther wars, der Degen, den man einzig sah.
Brunhild die sch?ne ward vor Zorne rot;
Gewendet hatte Siegfried dem K?nig Gunther den Tod. (479)
Zu ihrem Ingesinde sprach laut die F?rstin da,
Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:
“Ihr meine Freund und Mannen, tretet gleich heran:
Ihr sollt dem K?nig Gunther alle werden untertan.” (480)
Da legten die K?hnen die Waffen von der Hand,
Und boten sich zu F??en von Burgondenland
Gunther dem reichen, so mancher k?hne Mann:
Sie w?hnten all, er h?tte das Spiel mit seiner Kraft getan. (481)
Er gr??te sie gar minniglich: Wohl war er tugendreich.
Da nahm ihn bei den H?nden das M?gdlein ohne gleich:
Sie erlaubt' ihm zu gebieten in ihrem ganzen Land;
Da freuten des sich alle die Degen k?hn und gewandt. (482)
Sie bat den edeln Ritter mit ihr zur?ck zu gehn
Zu dem weiten Saale. Als das war geschehn,
Da bot man den Recken der Dienste desto mehr:
Dankwart und Hagen, die litten es ohne Wehr. (483)
Siegfried der schnelle weise war genug,
Dass er die Tarnkappe zum Schiffe wieder trug;
Dann ging er zu dem Saale, wo manche Fraue sa?,
Und er mit andern Degen alles Leides verga?. (484)
* “Was s?umet ihr, mein Herre? Was beginnt ihr nicht die Spiel',
Euch will die K?nigstochter erteilen doch so viel,
Und lasst uns bald erschauen, wie es damit bestellt?”
Als w?sst er nichts von allem, so tat der listige Held. (485)
* Da sprach die K?nigstochter: “Wie konnte das geschehn,
Dass ihr nicht habt die Spiele, Herr Siegfried, gesehn,
Worin hier obsiegte K?nig Gunthers Hand?”
Zur Antwort gab ihr Hagen aus der Burgonden Land: (486)
* Er sprach: “Da habt ihr, Fraue, uns betr?bt den Mut:
Da war bei dem Schiffe Siegfried der Degen gut,
Als der Vogt vom Rheine das Spiel euch abgewann;
Drum ist es ihm unkundig,” sprach der Held in Gunthers Bann. (487)
“Nun wohl mir dieser M?re,” sprach Siegfried der Degen,
“Dass hier eure Hochfahrt also ist erlegen,
Und jemand lebt, der euer Meister m?ge sein.
Nun sollt ihr, edle Jungfrau, uns hinnen folgen an den Rhein.” (488)
Da sprach die Wohlgetane: “Das mag noch nicht geschehn:
Erst frag ich meine Vettern, und die in meinem Lehn.
Ich darf ja nicht so leichthin verlassen dieses Land:
Meine besten Freunde, die werden erst noch besandt.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123