ТВОРЧЕСТВО

ПОЗНАНИЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(1576)
Er war wohl gewaffnet: Den Schild er mit sich trug,
Den Helm aufgebunden: Der gl?nzte licht genug;
?berm Harnisch f?hrt' er eine breite Waffe mit,
Die an beiden Sch?rfen aufs allergrimmigste schnitt. (1577)
Er suchte hin und wieder nach einem Schiffersmann.
Er h?rte Wasser gie?en: Zu lauschen hub er an:
In einem sch?nen Brunnen tat das manch weises Weib;
Die wollten sich da k?hlen und badeten ihren Leib. (1578)
Hagen sie gewahrend wollt ihnen heimlich nahn:
Sie st?rzten in die Wellen, als sie sich des versahn.
Dass sie ihm so entrannen des freuten sie sich sehr;
Da nahm er ihre Kleider und schadet' ihnen nicht mehr. (1579)
Da sprach das eine Meerweib, Habburg war sie genannt:
“Hagen, edler Ritter, wir machen euch bekannt,
Wenn ihr uns zum Lohne die Kleider wiedergebt,
Was ihr bei den Heunen auf dieser Hoffahrt erlebt.” (1580)
Sie schwebten wie die V?gel vor ihm auf der Flut.
Den Helden d?cht ihr Wissen von den Dingen gut:
Da glaubt' er um so lieber was sie ihm wollten sagen.
Sie beschieden ihn dar?ber was er begann sie zu fragen: (1581)
Sie sprach: “Ihr m?gt wohl reiten in K?nig Etzels Land;
Ich setz euch meine Treue daf?r zum Unterpfand:
Es fuhren niemals Helden noch in ein fremdes Reich
Zu solchen hohen Ehren, in Wahrheit, das sag ich euch.” (1582)
Die Rede freute Hagen in seinem Herzen sehr;
Die Kleider gab er ihnen und s?umte sich nicht mehr.
Als sie umgeschlagen hatten ihr wunderbar Gewand,
Vernahm er erst die Wahrheit von der Fahrt in Etzels Land. (1583)
Da sprach das andre Meerweib mit Namen Siegelind:
“Ich will dich warnen, Hagen, Aldrianens Kind.
Es hat der Kleider willen meine Muhm gelogen:
Und kommst du zu den Heunen, so bist du schm?hlich betrogen. (1584)
“Wieder umzukehren, wohl w?r es an der Zeit,
Dieweil ihr k?hnen Helden also geladen seid,
Dass ihr m?sst ersterben in K?nig Etzels Land:
Die da hinreiten, haben den Tod an der Hand.” (1585)
Da sprach wieder Hagen: “Ihr tr?gt mich ohne Not:
Wie sollte das sich f?gen, dass wir alle tot
Bei den Heunen blieben durch jemandes Groll?”
Da sagten sie dem Degen die M?re deutlich und voll. (1586)
Da sprach die eine wieder: “Wohl muss es so geschehn:
Keiner von euch Degen wird die Heimat wieder sehn
Als der Kaplan des K?nigs, das ist uns wohl bekannt,
Der kommt geborgen wieder heim in K?nig Gunthers Land.” (1587)
Da sprach mit grimmem Mute der k?hne Recke Hagen:
“Das lie?en meine Herren schwerlich sich sagen,
Dass wir bei den Heunen verl?ren all den Leib:
Nun zeig uns ?bers Wasser, du allerweisestes Weib.” (1588)
Sie sprach: “Willst du nicht anders und soll die Fahrt geschehn,
So siebst du ?berm Wasser eine Herberge stehn:
Darinnen wohnt ein F?hrmann und nirgend sonst umher.”
Der M?r, um die er fragte, glaubte nun der Degen hehr. (1589)
Dem unmutsvollen Recken rief noch die eine nach:
“Nun wartet, Herr Hagen, euch ist gar zu jach;
Vernehmet erst die Kunde wie ihr kommt durch das Land.
Der Herr dieser Marke, der ist Else genannt. (1590)
Sein Bruder ist gehei?en Gelfrat der Held,
Ein Herr im Bayerlande: Nicht so leicht es h?lt,
Wollt ihr durch seine Marke: Ihr m?gt euch wohl bewahren,
Und sollt auch mit dem Fergen gar bescheidentlich verfahren. (1591)
Der ist so grimmes Mutes, er l?sst euch nicht gedeihn,
Wollt ihr nicht verst?ndig bei dem Helden sein.
Soll er euch ?ber holen, so gebt ihm guten Sold;
Er h?tet dieses Land und ist Gelfraten hold. (1592)
Und kommt er nicht bei Zeiten, so ruft ?ber Flut,
Und sagt, ihr hei?et Amelrich; das war ein Degen gut,
Der seiner Feinde willen r?umte dieses Land:
So wird der F?hrmann kommen, wird ihm der Name bekannt.” (1593)
Der ?berm?tge Hagen dankte den Frauen hehr.
Der Degen schwieg stille, kein W?rtlein sprach er mehr;
Dann ging er bei dem Wasser hinauf an dem Strand,
Wo er auf jener Seite eine Herberge fand. (1594)
Laut begann zu rufen der Degen ?ber Flut:
“Nun hol mich ?ber, Ferge,” sprach der Degen gut,
“So geb ich dir zum Lohne eine Spange goldesrot;
Mir tut das ?berfahren, das wisse, in Wahrheit Not.” (1595)
Es brauchte nicht zu dienen der reiche Schiffersmann,
Lohn nahm er selten von jemanden an;
Auch waren seine Knechte zumal von stolzem Mut.
Noch immer stand Hagen auf dieser Seite der Flut. (1596)
Da rief er so gewaltig, der ganze Strom erscholl
Von des Helden St?rke, die war so gro? und voll:
“Mich Amelrich hol ?ber; ich bin es, Elses Mann,
Der starker Feindschaft wegen aus diesen Landen entrann.” (1597)
Hoch an seinem Schwerte er ihm die Spange bot;
Die war sch?n und gl?nzte von lichtem Golde rot,
Dass man ihn ?berbr?chte in Gelfratens Land.
Der ?berm?tge Ferge nahm selbst das Ruder in die Hand. (1598)
Derselbe Schiffmann hatte neulich erst gefreit.
Die Gier nach gro?em Gute oft b?ses Ende leiht:
Er dachte zu verdienen Hagens Gold so rot;
Da litt er von dem Degen den schwertgrimmigen Tod. (1599)
Der F?hrmann fuhr gewaltig hin?ber an den Strand.
Den er nennen h?rte, als er den nicht fand,
Da hub er an zu z?rnen: Als er Hagen sah
Mit grimmen Ungest?me zu dem Helden sprach er da: (1600)
“Ihr m?gt wohl sein gehei?en mit Namen Amelrich:
Doch gleicht ihr dem mitnichten, des ich versehen mich.
Von Vater und Mutter war er der Bruder mein:
Nun ihr mich betrogen habt, so m?sst ihr dieshalben sein.” (1601)
“Nein! Um Gottes willen,” sprach Hagen dagegen,
“Ich bin ein fremder Ritter, besorgt um andre Degen:
Nun nehmt, den ich geboten, freundlich hin den Sold
Und fahret uns hin?ber: Ich bin euch wahrhaftig hold.” (1602)
Da sprach der F?hrmann wieder: “Das kann nun nicht sein.
Viel Feinde haben die lieben Herren mein:
Drum fahr ich keinen Fremden hin?ber in das Land;
Wenn euch das Leben lieb ist, so tretet aus an den Strand.” (1603)
“Nein, tut das nicht,” sprach Hagen, “traurig ist mein Mut;
Nehmt von mir zum Lohne die goldne Spange gut,
Und fahrt uns ?ber, tausend Ross und auch so manchen Mann.”
Da sprach der grimme F?hrmann: “Das wird nimmer getan.” (1604)
Er hob ein starkes Ruder, das war gro? und breit,
Und schlug es auf Hagen; dem tat es solches Leid,
Dass er im Schiffe nieder strauchelt' auf das Knie.
Solchen grimmen F?hrmann fand der von Tronje noch nie. (1605)
Noch st?rker zu erz?rnen den k?hnen Fremdling, schwang
Er seine Ruderstange, dass sie ganz zersprang,
Auf das Haupt dem Hagen; er war ein starker Mann;
Davon Elses Ferge bald gro?en Schaden gewann. (1606)
Mit grimmigem Mute griff Hagen gleich zur Hand
Zur Seite nach der Scheide, wo er eine Waffe fand:
Er schlug das Haupt vom Rumpf ihm und warf es auf den Grund.
Bald macht' er diese M?ren auch den Burgonden kund. (1607)
Im selben Augenblicke, als er den F?hrmann schlug,
Glitt das Schiff zur Str?mung; das war ihm leid genug.
Eh er es richten konnte, fiel ihn Erm?dung an:
Da zeigte gro?e Kr?fte K?nig Gunthers Untertan. (1608)
Er versucht' es umzukehren mit schnellem Ruderschlag.
Bis ihm das starke Ruder in der Hand zerbrach.
Er wollte zu den Recken sich wenden an den Strand;
Da hat er keines weiter: Wie bald er es zusammen band. (1609)
Mit seinem Schildriemen! Einer Borte schmal.
Da kehrt' er nach dem Walde das Schifflein zu Tal.
Da fand er seine Herren harren an dem Strand;
Es gingen ihm entgegen viel der Degen auserkannt. (1610)
Mit Gru? ihn wohl empfingen die schnellen Ritter gut:
Sie sahen in dem Schiffe rauchen noch das Blut
Von einer starken Wunde, die er dem Fergen schlug:
Da ward darnach Degen Hagen ausgefragt genug. (1611)
Als der K?nig Gunther das hei?e Blut ersah
In dem Schiffe schwimmen, wie bald sprach er da:
“Wo ist denn, Herr Hagen, der F?hrmann hingekommen?
Eure starken Kr?fte haben ihm wohl das Leben benommen.” (1612)
Er sprach mit L?genworten: “Als ich das Schifflein fand
Bei einer wilden Weide, da l?s't es meine Hand:
Ich habe keinen Fergen heute hier gesehn,
Es ist auch niemand Leides von meinetwegen geschehn.” (1613)
Da sprach von Burgonden der Degen Gernot:
“Heute muss ich bangen um lieber Freunde Tod,
Da wir keinen Schiffmann hier am Strome sehn:
Wie wir hin?ber kommen, darob muss ich in Sorgen stehn.” (1614)
Laut rief da Hagen: “Legt auf den Boden her,
Ihr Knechte, das Ger?te: Ich war, gedenkt mir, mehr
Der allerbeste Ferge, den man am Rheine fand:
Ich bring euch hin?ber gar wohl in Gelfratens Land.” (1615)
Dass sie desto schneller k?men ?ber Flut,
Banden sie die M?hren an; ihr Schwimmen ward so gut,
Dass ihnen auch nicht eines die starke Flut benahm.
Einge trieben ferner, als Erm?dung ihnen kam. (1616)
* Das Schiff war ungef?ge, stark und weit genug:
F?nfhundert oder dr?ber es leicht auf einmal trug
Ihres Volks mit Speise und Waffen ?ber Flut:
Am Ruder musste ziehen des Tages mancher Ritter gut. (1617)
Sie trugen zu dem Schiffe ihr Gold und auch den Staat,
Da sie der Hofreise nicht wollten haben Rat.
Hagen fuhr sie ?ber; da bracht er an den Strand
Manchen zieren Recken in das unbekannte Land. (1618)
Zum ersten bracht er ?ber tausend Ritter hehr,
Dazu auch seine Recken; dann kamen ihrer mehr,
Neuntausend Knechte, die bracht er an das Land:
Das Tages war unm??ig des k?hnen Tronejers Hand. (1619)
Da er sie wohlgeborgen brachte ?ber Flut,
Da gedachte jener M?re der schnelle Degen gut,
Die ihm verk?ndet hatte das wilde Meerweib:
Dem Kaplan des K?nigs gings schier an Leben und Leib (1620)
Bei seinem Weihger?te er den Pfaffen fand
Auf dem Heiligtume sich st?tzend mit der Hand:
Das kam ihm nicht zu Gute, als Hagen ihn ersah;
Der gottverlassne Priester, viel Beschwerde litt er da. (1621)
Er schwang ihn aus dem Schiffe mit eilender Gewalt.
Da riefen ihrer viele: “Halt! Herr Hagen, halt!”
Geiselher der junge hub zu z?rnen an;
Er wollt es doch nicht lassen bis er ihm Leides getan. (1622)
Da sprach von Burgonden der Degen Gernot:
“Was hilft euch nun, Herr Hagen, des Kaplanes Tod?
Tat dies anders jemand, es sollt ihm werden leid:
Was verschuldete der Priester, dass ihr so wider ihn seid?” (1623)
Der Pfaffe schwamm und Kr?ften; er hoffte zu entgehn,
Wenn ihm nur jemand hilfe: Das konnte nicht geschehn,
Denn der starke Hagen, gar zornig war sein Mut,
Stie? ihn zu Grunde wieder: Das d?uchte niemanden gut. (1624)
Als der arme Pfaffe hier keine Hilfe sah,
Da kehrt' er sich zur?cke; Beschwerde litt er da.
Ob er nicht schwimmen konnte, doch half ihm Gottes Hand,
Dass er wohlgeborgen hinwieder kam an das Land. (1625)
Da stand der arme Priester und sch?ttelte sein Kleid.
Daran erkannte Hagen, ihm habe Wahrheit
Unmeidliche, verk?ndet das wilde Meerweib.
Er dachte: “Diese Degen verlieren Leben und Leib.” (1626)
Als sie das Schiff entladen und weggetragen dann
Was darauf besessen der dreien F?rsten Bann,
Schlug Hagen es in St?cke und warf es in die Flut:
Das wunderte gewaltig die Recken edel und gut. (1627)
“Was tut ihr das, Bruder?”, sprach da Dankwart,
“Wie sollen wir hin?ber bei unsrer Wiederfahrt,
Wenn wir von den Heunen reiten an den Rhein?”
Hernach sagt' ihm Hagen, das k?nne nimmermehr sein. (1628)
Da sprach von Tronje Hagen: “Ich tat es mit Bedacht:
Wenn wir einen Feigen in dieses Land gebracht,
Der uns entrinnen m?chte in seines Herzens Not,
Dass er an diesen Wogen finde schm?hlichen Tod.” (1629)
* Als der Kaplan des K?nigs das Schiff zerschlagen sah,
?ber das Wasser zu Hagen sprach er da:
“M?rder ohne Treue, was hat ich euch getan,
Dass mich unschuldgen Pfaffen euer Herz zu ertr?nken sann?” (1630)
* Zur Antwort gab ihm Hagen: “Die Rede lasst beiseit:
Mich k?
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