ТВОРЧЕСТВО

ПОЗНАНИЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(705)
Dem Wirt am andern Morgen viel h?her stand der Mut
Als an dem ersten Tage: Da ward die Freude gut
In seinem ganzen Lande bei manchem edeln Mann;
Die er zu Hof geladen, denen ward viel Dienst getan. (706)
Das Hofgelage w?hrte den vierzehnten Tag,
Dass sich unterdessen der Schall nicht unterbrach
Von aller Lust und Kurzweil, die jemand gerne sah.
Wahrlich hohe Kosten verwandte der K?nig da. (707)
Des edeln Wirtes Freunde, wie es der F?rst gewollt,
Verschenkten ihm zu Ehren Gewand und rotes Gold,
Silber auch und Rosse an manchen k?hnen Mann.
Die Herrn, die hingezogen, die schieden fr?hlich hindann. (708)
Auch der k?hne Siegfried aus dem Niederland
Mit seinen tausend Mannen, ihr s?mtliches Gewand,
Das sie zum Rheine brachten, ward ganz dahin gegeben,
Sch?ne Ross und S?ttel: Sie wussten herrlich zu leben. (709)
Bevor die reiche Gabe noch alle war verwandt,
Schon d?ucht es die zu lange, die wollten in ihr Land.
Nie sah man ein Gesinde mehr so wohl verpflegen:
So endete die Hochzeit; da schied von dannen mancher Degen. (710)

11. Abenteuer
Wie Siegfried mit seinem Weibe heimkehrte

Als die G?ste waren gefahren all davon,
Da sprach zu dem Gesinde K?nig Siegmunds Sohn:
“Wir wollen auch uns r?sten zur Fahrt in unser Land.”
Lieb war es seinem Weibe, als das der Fraue ward bekannt. (711)
* Sie sprach zu ihrem Manne: “Wann sollen wir fahren?
So sehr dahin zu eilen will ich mich bewahren:
Erst sollen mit mir teilen meine Br?der dieses Land.”
Leid war es Siegfrieden, als ers an Kriemhilden fand. (712)
Die F?rsten zu ihm gingen und sprachen alle drei:
“Wisset, K?nig Siegfried, dass euch immer sei
Unser Dienst mit Treue bereit bis in den Tod.”
Er neigte sich den Degen, da mans so g?tlich ihm erbot. (713)
“Wir wolln auch mit euch teilen,” sprach Geiselher das Kind.
“Das Land und die Burgen, die unser eigen sind,
Und was der weiten Reiche uns ist untertan:
Ihr empfangt mit Kriemhild euer gutes Teil daran.” (714)
Der Sohn Siegmundens sprach zu den F?rsten da,
Als er der Herren Willen h?rte und ersah:
“Gott lass euch euer Erde immer gesegnet sein;
Ich mag es wohl entraten mit der lieben Frauen mein. (715)
* “Sie bedarf nicht des Teiles, den ihr ihr wolltet geben:
Wo sie soll Krone tragen, werd ich es erleben,
Da muss sie reicher werden als wer auf Erden sei:
Was ihr sonst gebietet, ich steh euch immer dienstlich bei.” (716)
Da sprach Frau Kriemhilde: “Wenn ihr mein Land verschm?ht
Um die Burgonden-Degen es so gering nicht steht:
Die mag ein K?nig gerne f?hren in sein Land;
Wohl soll sie mit mir teilen meiner lieben Br?der Hand.” (717)
Da sprach Gernot der Degen: “Nimm die du willst mit dir:
Die gerne mit dir ritten, du findest viele hier.
Aus drei?ig hundert Recken nimm dir tausend Mann
Zu deinem Hausgesinde.” Kriemhild zu senden begann (718)
Nach Hagen von Tronje und nach Ortewein,
Ob sie und ihre Freunde Kriemhildens wollen sein?
Darob gewann da Hagen ein zornigliches Leben:
Er sprach: “Uns kann Herr Gunther in der Welt an niemand vergeben.” (719)
“Ander Ingesinde nehmt zu eurer Fahrt:
Ihr werdet ja wohl kennen deren von Tronje Art.
Wir m?ssen bei den K?nigen am Hofe hier bestehn,
Und denen ferner dienen, deren Dienst mir stets versehn.” (720)
Sie lie?en es bewenden und schickten sich hindann,
Ihr edel Ingesinde Kriemhild zu sich gewann,
Zweiunddrei?ig M?gdelein und f?nfhundert Mann;
Eckewart der Markgraf zog mit Kriemhilden hindann. (721)
Da nahmen alle Urlaub, Ritter so wie Knecht,
M?gdelein und Frauen, so war es gut und recht.
Sie schieden unter K?ssen voneinander unverwandt
Und jene r?umten fr?hlich dem K?nig Gunther das Land. (722)
Die Freunde sie geleiteten fern auf ihren Wegen.
Man lie? allenthalben ihnen Nachtherberge legen
Wo sie die nehmen wollten in der K?nge Land.
Da wurden bald auch Boten zu K?nig Siegmund gesandt, (723)
Dass er wissen m?ge und auch Frau Siegelind,
Sein Sohn wolle kommen mit Frau Utens Kind,
Kriemhild der sch?nen, von Wormes ?ber Rhein:
Diese M?ren konnten ihnen nicht willkommner sein. (724)
“O wohl mir,” sprach da Siegmund, “dass ich den Tag soll sehn,
Dass die sch?ne Kriemhild hier soll gekr?net gehn!
Das steigert mir im Werte noch all das Erbe mein:
Mein Sohn Siegfried soll selber hier K?nig sein.” (725)
Da gb ihnen Sieglind Kleider sametrot
Und schweres Gold und Silber, das war ihr Botenbrot.
Sie freute sich der M?re, die man ihr hergesandt;
Sie kleidet' ihr Gesinde mit allem Flei? nach seinem Stand. (726)
Man sagte, wer da k?me mit ihm in das Land.
Da lie? sie das Gest?hle errichten gleich zur Hand,
Wo er vor seinen Freunden gekr?net sollte gehn.
Entgegen ritten ihnen die in K?nig Siegmunde Lehn. (727)
Wer besser ward empfangen, mir ist es unbekannt,
Als die Helden wurden in Siegmundens Land.
Kriemhilden die sch?ne Sieglind entgegenritt;
Viel sch?ner Frauen und k?hner Ritter zogen mit (728)
Wohl eine Tagesreise bis man die G?ste sah.
Die Heimischen und Fremden litten Beschwerde da,
Bis sie endlich kamen zu einer Veste weit,
Die war gehei?en Santen, wo die Krone trugen nach der Zeit. (729)
Mit lachendem Munde Siegmund und Siegelind
Manche liebe Weile k?ssten sie Utens Kind
Und Siegfried den Degen; ihnen war ihr Leid benommen.
All ihr Ingesinde war ihnen h?chlich willkommen. (730)
Man lie? die G?ste bringen vor K?nig Siegmunds Saal.
Die sch?nen Jungfrauen hub man allzumal
Von den M?hren nieder: Da war mancher Mann,
Der den sch?nen Frauen mit Flei? zu dienen begann. (731)
* So pr?chtig ihre Hochzeit am Rheine war bekannt,
Doch gab man hier den Helden besseres Gewand
Als sie jemals trugen in allen ihren Tagen.
Man mochte gro?e Wunder von ihrem Reichtume sagen. (732)
In hoher Ehren Schimmer hatten sie genug,
Goldrote Kleider immer ihr Ingesinde trug:
Edel Gestein und Borten sah man gewirkt darin.
So verpflag sie flei?ig Sieglind, die edle K?nigin. (733)
Da sprach von seinen Freunden der K?nig Siegmund:
“Siegfried Verwandten tu ichs allen kund,
Er soll vor diesen Recken meine Krone tragen.”
Die M?re h?rten gerne die von Niederlanden sagen. (734)
Er befahl ihm seine Krone mit Gericht und Land:
Da war er Herr und K?nig. Wenn er den Rechtsspruch fand
Und wenn er richten sollte, das wurde so getan,
Dass man nicht wenig f?rchtete der sch?nen Kriemhilde Mann. (735)
In diesen hohen Ehren lebt' er, das ist wahr,
Und richtet' unter Krone an das zehnte Jahr,
Bis die sch?ne Fraue ihm einen Sohn gebar,
Durch den des K?nigs Sippe gar h?chlich erfreuet war. (736)
Man lie? ihn eilends taufen und einen Namen nehmen:
Gunther, nach seinem Oheim, des durft er sich nicht sch?men.
Geriet er nach den Freunden, so musst ihm wohlergehn:
Er ward mit Flei? erzogen; so sollt es billig geschehn. (737)
In denselben Zeiten starb Frau Siegelind:
Da nahm die volle Herrschaft der edeln Ute Kind,
Wie sie der reichen Frauen geziemte wohl im Land.
Es ward genug beweinet, dass der Tod sie hatt entwandt. (738)
Nun hatt auch dort am Rheine, wie wir h?ren sagen,
Dem reichen K?nig Gunther einen Sohn getragen
Brunhild die sch?ne in Burgondenland.
Dem Helden zu Liebe ward er Siegfried genannt. (739)
* Mit welchen Sorgen immer man sein h?ten hie?!
Gunther ihn, der edle, Hofmeistern lie?,
Die ihn wohl ziehen konnten zu einem biedern Mann.
Hei, was ihm bald das Ungl?ck der Verwandten abgewann! (740)
Zu allen Zeiten M?re ward so viel gesagt,
Wie so lobensw?rdig die Degen unverzagt
Zu allen Stunden lebten in Siegmundens Land:
So lebt' auch K?nig Gunther mit seinen Freunden auserkannt. (741)
Das Land der Niebelungen war Siegfried untertan
(Keiner seiner Freunde je gr??er Gut gewann),
Desgleichen Schilbungs Recken und beider Land und Gut:
Drum stand dem k?hnen Siegfried desto h?her der Mut. (742)
Hort den allermeisten, den je ein Held gewann,
Nach den ersten Herren, besa? der k?hne Mann,
Den vor einem Berge seine Hand erwarb im Streit:
Er schlug darum zu Tode manchen Ritter allbereit. (743)
Vollauf besa? er Ehre, und h?tt ers halb entbehrt,
Doch m?sste man gestehen dem edeln Recken wert,
Dass er der Beste w?re, der je auf Rossen sa?.
Man f?rchtete seine St?rke, mit allem Grund tat man das. (744)

12. Abenteuer
Wie Gunther Siegfrieden zu dem Hofgelage lud

Da dacht auch alle Tage K?nig Gunthers Weib:
“Wie tr?gt so ?berm?tig Frau Kriemhild den Leib!
Nun ist doch unser eigen Siegfried ihr Mann:
Der hat uns nun schon lange wenig Dienstes getan.” (745)
Das trug sie in dem Herzen in gro?er Heimlichkeit;
Dass sie ihre fremde blieben, das schuf ihr herbes Leid.
Dass man ihr so selten gedient von seinem Land,
Woher das kommen m?ge, das h?tte sie gern erkannt. (746)
Sie versucht' es bei dem K?nig, ob es m?chte sein,
Dass sie Kriemhilden wieder s?h am Rhein.
Sie vertraut' es ihm alleine, worauf ihr sann der Mut;
Den K?nig aber d?uchte ihre Rede gar nicht gut. (747)
Da sprach der reiche K?nig: “Wie m?chten wir sie her
Zu diesem Lande bringen? Das f?gt sich nimmermehr.
Sie wohnen uns zu ferne: Ich darf sie nicht drum bitten.”
Die Fraue gab zur Antwort mit gar hochf?hrtgen Sitten: (748)
“Und w?re noch so vornehm eines K?nigs Mann,
Was ihm sein Herr gebietet, das muss doch sein getan.”
L?cheln musste Gunther ihrer Rede da:
Er nahm es nicht als Dienst an, wie oft er Siegfrieden sah. (749)
Sie sprach: “Lieber Herre, bei der Liebe mein,
Hilf mir, dass Siegfried und die Schwester dein
Zu diesem Land kommen, dass wir sie hier ersehn:
So k?nnte mir in Wahrheit nimmer lieber geschehn. (750)
“Deiner Schwester Tugend, ihr wohl gezogner Mut,
So oft ich dran gedenke, wie wohl mirs immer tut;
Wie mir beisammen sa?en, als du mich nahmst zum Weib!
Sie mag mit Ehren minnen des k?hnen Siegfriedes Leib.” (751)
Da hat sie ihn so lange bis der K?nig sprach:
“Wisst, dass ich nimmer G?ste lieber sehen mag.
Ihr braucht nicht viel zu bitten: Ich will die Boten mein
Zu ihnen beiden senden, dass sie kommen an den Rhein.” (752)
Da sprach zu ihm die K?nigin: So sollt ihr mir sagen,
Wann ihr sie wollt besenden und zu welchen Tagen
Unsre lieben Freunde sollen kommen in dies Land;
Die ihr dahin wollt senden, die macht zuvor mir bekannt.” (753)
Der K?nig sprach: “Das will ich: Drei?ig in meinem Lehn.
Lass ich hinreiten.” Er hie? sie vor sich gehn:
Durch sie entbot er M?re in Siegfriedens Land.
Da beschenkte sie Brunhilde mit manchem reichen Gewand. (754)
Der K?nig sprach: “Ihr Recken sollt von mir sagen,
Und nichts von dem verschweigen was ich euch aufgetragen,
Siegfried dem Starken und der Schwester mein.
Ihnen d?rft auf Erden nimmer jemand holder sein. (755)
“Und bittet, dass sie beide, uns kommen an den Rhein:
Daf?r will ich und Brunhild ihnen stets gewogen sein.
Vor dieser Sonnenwende soll er mit seinem Bann
Hier manchen bei mir schauen, der ihm Ehr erweisen kann. (756)
Entbietet auch dem K?nig Siegmund die Dienste mein:
Dass ich und meine Freunde ihm stets gewogen sei'n.
Und erbittet meine Schwester, dass sie ihm folgen mag,
Wenn je ihr ziemen solle eines K?nigs Hofgelag.” (757)
Brunhild und Ute und was man Frauen fand,
Die entboten ihre Dienste in Siegfriedens Land
Den minniglichen Frauen und manchem k?hnen Mann.
Auf Wunsch des K?nigs schickten zur Fahrt die Boten sich an. (758)
Sie standen reisefertig; ihr Ross und ihr Gewand
War ihnen angekommen: Da r?umten sie das Land.
Sie eilten zu dem Ziele, dahin sie wollten fahren;
Der K?nig durch Geleite hie? die Boten wohl bewahren. (759)
Sie kamen in drei Wochen geritten in das Land.
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