ТВОРЧЕСТВО

ПОЗНАНИЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

” (489)
Da lie? sie ihre Boten nach allen Seiten gehn:
Sie besandte ihre Freunde und die in ihrem Lehn,
Dass sie zum Isensteine k?men unverwandt;
Einem jeden lies sie geben reiches, herrliches Gewand. (490)
Da ritten alle Tage, beides, sp?t und fr?h,
Der Veste Brunhildens die Recken scharweis zu.
“Nun jadoch,” sprach da Hagen, “was haben wir getan?
Wir erwarten uns zum Schaden der sch?nen Brunhilde Bann. (491)
Wenn sie mit ihren Kr?ften kommen in dies Land,
Der K?nigin Gedanken, die sind uns unbekannt:
Wie, wenn sie also z?rnet, dass wir sind verloren?
So ist das edle M?gdlein uns zu gro?en Sorgen geboren!” (492)
Da sprach der starke Siegfried: “Dem will ich widerstehn.
Was euch da Sorge schaffet, das lass ich nicht geschehn:
Ich will euch Hilfe bringen her in dieses Land
Durch auserw?hlte Recken: Die sind euch noch unbekannt. (493)
Ihr sollt nach mir nicht fragen, ich will von hinnen fahren;
Gott mag eure Ehre derweilen wohl bewahren.
Ich komme bald zur?cke und bring euch tausend Mann
Der allerbesten Degen, deren ich Kunde je gewann.” (494)
“So bleibt auch nicht zu lange,” der K?nig sprach da so,
“Wir sind aus guten Gr?nden eurer Hilfe froh.”
Er sprach: “Ich komme wieder gewiss in wenig Tagen;
Dass ihr mich weg gesendet sollt ihr der K?nigin sagen.” (495)

8. Abenteuer
Wie Siegfried zu den Nibelungen fuhr

Von dannen ging da Siegfried zum Hafen an den Strand
In seiner Tarnkappe, wo er ein Schifflein fand;
Darin stand ungesehn K?nig Siegmunds Kind:
Er f?hrt' es bald von dannen, als ob es wehte der Wind. (496)
Den Schiffmeister niemand sah: Das Schifflein lustig floss
Von Siegfriedens Kr?ften, die waren also gro?.
Da w?hnten sie, es f?hr es ein eigner starker Wind:
Nein! Es f?hrt' es Siegfried, der sch?nen Siegelinde Kind. (497)
Nach des Tags Verlaufe und in der einen Nacht
Kam er zu einem Lande von gewaltger Macht,
Es war wohl hundert Rasten und noch dar?ber lang,
Das Land der Nibelungen, wo er den gro?en Schatz errang. (498)
Der Degen fuhr alleine nach einem Werder breit,
Sein Schifflein band er feste, der Degen allbereit.
Er kam zu einem Berge, drauf eine Burg gelegen,
Und suchte Herberge, wie die Wegem?den pflegen. (499)
Da kam er vor die Pforte, die ihm verschlossen stand:
Sie bewachten ihre Ehre, wie Sitte noch im Land.
Ans Tor begann zu klopfen der unbekannte Mann;
Das wurde wohl beh?tet: da traf er innerhalben an (500)
Einen Ungef?gen, der da der Wache pflag,
Bei dem zu allen Zeiten seine Waffe lag.
Der sprach: “Wer pocht so heftig da drau?en an das Tor?”
Da verkehrte seine Stimme der k?hne Siegfried davor. (501)
Und sprach: “Ich bin ein Recke, schleu? mir auf das Tor:
Sonst erz?rn ich Manchen heute noch davor,
Der gern in Ruhe l?ge in seinem Schlafgemach.”
Das ?rgerte den Pf?rtner, als da Siegfried also sprach. (502)
Der k?hne Riese hatte nun seine R?stung angetan,
Den Helm aufs Haupt geschwungen, der gewaltge Mann,
Den Schild erhob er balde, so stie? er auf das Tor:
Wie lief er da so grimmig den Helden Siegfried an davor! (503)
“Wie er zu wecken wage so manchen k?hnen Mann?”
Da wurden schnelle Schl?ge von seiner Hand getan.
Der edle Fremdling schirmte sich vor manchem Schlag:
Da hieb ihm der Pf?rtner in St?cke seines Schilds Beschlag (504)
Mit einer Eisenstange: Da litt der Degen Not;
Beinah begann zu f?rchten der Held den grimmen Tod,
Als mit solchen Kr?ften der Pf?rtner auf ihn schlug.
Daf?r war ihm gewogen sein Herre Siegfried genug. (505)
Sie stritten so gewaltig, die Burg gab Widerhall.
Da h?rte man das Tosen in der Nibelungen Saal.
Er zwang zuletzt den Pf?rtner so, dass er ihn band;
Die M?re wurde kundig im ganzen Nibelungenland. (506)
Auch vernahm das Streiten von ferne durch den Berg
Alberich der k?hne, ein wildes Gezwerg.
Er waffnete sich balde, und lief hin, wo er fand
Diesen edeln Fremdling, wie er den Riesen eben band. (507)
Alberich war grimmig, stark dazu genug:
Helm und Panzerringe er an dem Leibe trug
Und eine schwere Geisel von Gold an seiner Hand:
Da lief er hin geschwinde, wo er Siegfrieden fand. (508)
Sieben schwere Kn?pfe, die hingen vorn daran,
Womit er vor der Linken den Schild dem k?hnen Mann
So bitterlich zergerbte, dass er zersplittert war.
Da kam der edle Fremdling beinah in Lebensgefahr. (509)
Den Schild er ganz zerbrochen seiner Hand entschwang.
Da stie? er in die Scheide eine Waffe, die war lang:
Seinen Kammerw?rter wollt er nicht schlagen tot;
Er schonte seiner Leute, wie ihm die Tugend gebot. (510)
Er lief mit starken H?nden Alberichen an,
Und fing bei dem Barte den altgreisen Mann.
Er zog daran gewaltig; dass laut er schrei vor Schmerz:
Des jungen Helden Strafe ging Alberichen ans Herz. (511)
Laut rief da der K?hne: “Nun lasst mir das Leben;
Und h?tt ich einem Helden mich nicht schon ergeben,
Dem ich schw?ren musste, ich w?r ihm untertan,
Ich dient euch bis zum Tode,” so sprach der listige Mann. (512)
Er band auch Alberichen, wie den Riesen eh:
Siegfriedens Kr?fte taten ihm gar weh.
Der Zwerg begann zu fragen: “Wie seid ihr genannt?”
Er sprach: “Ich hei?e Siegfried: Ich w?hnt ich w?r euch bekannt.” (513)
Zwerg Alberich begann da: “O wohl mir dieser M?r'
Nun hab ich wohl empfunden an euern Werken hehr,
Dass ihrs verdienen m?get des Landes Herr zu sein.
Ich tu was ihr gebietet: Lasst mir nur das Leben mein.” (514)
Da sprach der Degen Siegfried: “So macht euch auf geschwind,
Und bringt mir her, der Besten die im Lande sind,
Tausend Nibelungen: Ich wolle hier sie sehn:
So lass ich euch kein Leides an euerm Leben geschehn.” (515)
Da l?st' er Alberichen und den Riesen von dem Band.
Hin lief der Zwerg geschwinde, wo er die Recken fand.
Er weckte wohl beflissen die in Niblungs Lehn,
Und sprach: “Wohlauf ihr Helden, ihr sollt zu Siegfrieden gehn.” (516)
Sie sprangen von den Betten und waren gleich bereit:
Tausend schnelle Ritter, die standen bald im Kleid.
Sie gingen hin zur Stelle, wo man Siegfried fand:
Der gr??te sch?n die Degen und gab Manchem die Hand. (517)
Viel der Kerzen brannten; man schenkt' ihm lautern Trank:
Dass sie so bald gekommen, des sagt' er Allen Dank.
Er sprach: “Ihr sollt von hinnen mir folgen ?ber Flut.”
Sie waren alle willig, diese Helden k?hn und gut. (518)
Wohl drei?ig hundert Recken waren gleich gekommen:
Aus ihnen wurden tausend der Besten da genommen.
Denen brachte man die Helme und ander R?stgewand,
Als er sie f?hren wollte hin zu Brunhildens Land. (519)
Er sprach: “Ihr guten Ritter, eins will ich euch sagen:
Ihr sollt mir reiche Kleider dort am Hofe tragen,
Denn uns muss da schauen manch minnigliches Weib:
Darum sollt ihr zieren mit gutem Staate den Leib.” (520)
* Nun m?chten mich die Thoren vielleicht der L?ge zeihn:
“Wie k?nnten so viel Ritter wohl beieinander sein?
Wo nahmen sie die Speise? Wo nahmen sie Gewand?
Und bes?? er drei?ig L?nder, er br?cht es nimmer zu Stand. (521)
* Wie reich Siegfried gewesen, das ist euch wohl bekannt.
Der Hort Niblungens dient' ihm und das K?nigsland:
Drum gab er seinen Degen v?lliglich genug;
Es ward ja doch nicht minder wie viel man von dem Schatze trug. (522)
Eines Morgens fr?he begannen sie die Fahrt;
Was schneller Gef?hrten sich Siegfried da geschart!
Sie f?hrten gute Rosse und herrlich Gewand;
Sie kamen ungef?hrdet hin zu Brunhildens Land. (523)
Da stand in den Zinnen manch minnigliches Kind.
Da sprach die K?nigstochter: “Wei? jemand, wer die sind,
Die ich dort flie?en sehe so fern auf der See?
Sie f?hren reiche Segel, die sind noch wei?er als der Schnee.” (524)
Da sprach vom Rhein der K?nig: “Mein Gefolg ist dies,
Das ich auf der Reise nicht weit von hier verlie?:
Ich habe sie besendet: Nun sind sie, Frau, gekommen.”
Der herrlichen G?ste ward mit Z?chten wahrgenommen. (525)
Da sah man Siegfrieden im Schiffe stehn voran,
In herrlichem Gewande mit manchem andern Mann.
Da sprach die K?nigstochter: “Herr K?nig, wollt mir sagen:
Soll ich die G?st empfangen oder ihnen Gru? versagen?” (526)
“Entgegen sollt ihr ihnen vor den Pallas gehn,
Ob ihr sie gerne sehet, dass sie das wohl verstehn.”
Da tat die K?nigstochter wir ihr der K?nig riet:
Siegfrieden mit dem Gru?e sie von den andern unterschied. (527)
Herberge gab man ihnen und wahrte ihr Gewand.
Da waren so viel G?ste gekommen in das Land,
Dass sie sich allenthalben dr?ngten mit den Scharen:
Da wollten heim die K?hnen zu den Burgonden fahren. (528)
Da sprach die K?nigstochter: “Dem blieb' ich immer hold,
Der da verteilen wollte mein Silber und mein Geld
Meinen G?sten und des K?nigs, des ich so viel gewann.”
Zur Antwort gab ihr Dankwart, des k?hnen Geiselher Mann: (529)
“Viel edle K?nigstochter, lasst mich der Schl?ssel pflegen:
Ich will es so verteilen,” sprach der k?hne Degen,
“Wenn ich mir Schand erwerbe, die treffe mich allein.”
Dass er milde w?re, das leuchtete da wohl ein. (530)
Als sich Hagens Bruder der Schl?ssel unterwand,
So manche reiche Gabe bot des Helden Hand:
Wer einer Mark begehrte, dem ward so viel gegeben,
Dass die Armen alle da in Freuden mochten leben. (531)
Wohl mit hundert Pfunden gab er ohne Wahl:
Da ging in reichem Staate mancher aus dem Saal,
Der nie zuvor im Leben so hehre Kleider trug.
Die K?nigin erfuhr es: Da war es ihr leid genug. (532)
Da sprach die K?nigstochter: “Das misst ich, K?nig, gern.
Dass nichts mir soll verbleiben vor euerm Kammerherrn
Von allem meinem Staate: er verschwendet all mein Gold.
Wer dem noch widerst?nde, dem wollt ich immer bleiben hold. (533)
* Er gibt so reiche Gaben: Der Degen w?hnet eben,
Mich l?ste nach dem Tode: Ich will noch l?nger leben;
Meines Vaters Erbe bring ich wohl selber hin.”
So milden Kammerherren gewann nie eine K?nigin. (534)
Da sprach von Tronje Hagen: “Frau, euch sei bekannt:
Der K?nig von dem Rheine hat Gold und gut Gewand
Zu geben solche F?lle, dass er nicht n?tig hat,
Dass wir von hinnen f?hren einen Teil von Brunhilds Staat.” (535)
“Nein, wenn ihr mich liebet,” die K?nigin begann,
“Zwanzig Reiseschreine f?lle man mir an
Mit Gold und mit Seide: das verteile meine Hand,
So wir hin?ber kommen in der Burgonden Land.” (536)
Da lud man ihr die Kisten mit edelm Gestein.
Der Frauen K?mmerlinge mussten zugegen sein:
Sie wollt es nicht vertrauen Geiselhers Untertan.
Gunther und Hagen darob zu lachen begann. (537)
Da sprach die Jungfraue: “Wem lass ich nun mein Land?”
Das soll hier erst bestimmen mein und eure Hand.”
Da sprach der edle K?nig: “So rufet wen herbei,
Der euch dazu gefalle, dass er zum Vogt geordnet sei.” (538)
Ihrer n?chsten Vettern einen die Fraue bei sich sah,
Es war ihr Mutterbruder, zu dem begann sie da:
“Nun lasst euch sein befohlen meine Burgen und das Land,
* Bis seine Amtleute der K?nig Gunther gesandt.” (539)
Aus dem Gesinde w?hlte sie zweitausend Mannen gleich,
Die mit ihr fahren sollten in der Burgonden Reich,
Mit jenen tausend Recken aus Nibelungenland. *
Sie schickten sich zur Reise; man sah sie reiten nach dem Strand. (540)
Sie f?hrte mit von dannen sechsundachtzig Fraun,
Dazu noch hundert M?gdelein, die waren sch?n zu schaun.
Sie s?umten sich nicht l?nger, sie wollten bald hindann:
Die sie zur?cke lie?en, wie manche hub zu weinen an! (541)
In tugendlichen Z?chten r?umte die Frau ihr Land,
Die n?chsten Freunde k?ssend, die sie bei sich fand.
Mit gutem Urlaube kamen sie auf das Meer;
Zu ihres Vaters Lande kam die Jungfrau nimmermehr. (542)
Auf ihrer Fahrt ert?nte vielfaches Freudenspiel;
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